Wolfgang Völz: Ohne ihn gäbe es keinen Blaubär
Porträt: Wolfgang Völz dreht ein Musical mit dem größten Lügenbären im TV – und hat manchmal Ärger mit der SPD.
Köln. Neben dem berühmten Käpt’n Blaubär posiert seine noch berühmtere Stimme. Wolfgang Völz lächelt in die Kameras. Dabei ächzt er: "Was man mit knapp 80 nicht alles macht!" Lausbübisch schaut Völz ins Plüschbärengesicht, als wäre er nicht 78, sondern acht Jahre alt.
Völz und sein Käpt’n drehen auf dem WDR-Gelände in Köln-Bocklemünd das Musical "Die drei Bärchen und der blöde Wolf". Der Sender hat ihnen dazu einen kunstvollen Silberwald, die transsilvanisch anmutende Behausung des Hein Blöd und das Hard-Rock-Cafe der drei Enkelbären aufgebaut.
Aber Völz, der seit einem halben Jahrhundert Fernsehgeschichte schreibt, kann man mit schrägen Kulissen längst nicht mehr überraschen. Gern erinnert er sich an die Zeit, als er 1966 mit Dietmar Schönherr im Raumschiff Orion fremde Galaxien besuchte.
"Ich habe die Drehbücher übrigens nie begriffen", gibt er unumwunden zu. Zum globalen Happy End - der amerikanische Kommandant küsst die russische Geheimagentin - sagt er knapp: "Naja, gut. Aber die Eva Pflug zu küssen, ist sicher etwas ekelhaft. Wir Männer haben sie nicht gemocht."
Mitte der 80er Jahre kam das Angebot von Autor Walter Moers, den Käpt’n Blaubär zu sprechen. Völz lehnte zunächst ab, schlug Schauspieler vom Ohnsorg Theater vor. "Ich habe doch mit Hamburg überhaupt nichts am Hut. Aber Moers wollte unbedingt mich. Und so mussten wir eine eigene Sprache erschaffen."
Heidi Kabel hat der gebürtige Danziger mal einige seiner Sätze vorgesprochen. Daraufhin habe die Ur-Hamburgerin empört gefragt: "Und das findest Du gut?" Vielen bekannten Schauspielern hat er seine Stimme geliehen: Walter Matthau, Mel Brooks, Peter Ustinov. Diese Aufgabe sieht er völlig uneitel: "Kein Synchronsprecher ist so gut wie das Original. Synchronisation ist immer wie Nescafé, eben Nesmensch." Nur beim Blaubär sei er unersetzlich.
Politisches Aufsehen erregte Völz, als er vor der Landtagswahl in Niedersachsen empfahl, die Linke zu wählen. Dazu das ehemals sozialdemokratische Urgestein: "Die SPD ist mir deswegen richtig böse. Aber ich bin denen auch langsam böse."
Schon früher hatten es SPD und Völz nicht leicht miteinander. In einem Interview kurz vor der Wahl des Bundespräsidenten 1994 setzte sich der Schauspieler für Hildegard Hamm-Brücher von der FDP ein. Dumm nur, dass Völz von der SPD als Wahlmann für die Bundesversammlung nominiert war. "Der Struck hat mich angerufen und wie ein Schuljunge zur Sau gemacht. Da hab ich ihn gefragt, wie alt er denn sei. Ich könnte ja sein Vater sein."
So alt, wie er oft betont, wirkt der Blaubär-Freund aber gar nicht. Für das Kindermusical wird er sogar zum Vokalisten, begleitet von harten Rock- und Hip-Hop-Klängen. Und weil Völz sowieso ständig zwischen München, Köln und seinem Wohnsitz in Berlin unterwegs ist, steht demnächst womöglich gar eine Tournee an.