Analyse: Noordin Top ist der asiatische Bin Laden

Der 41-Jährige gilt als Drahtzieher der Anschläge auf zwei Luxushotels im indonesischen Jakarta.

Jakarta. Handwerklich geschickt, charismatisch, wendig - das sind die Merkmale, die Noordin Top (41) zu einem der gefährlichsten Terroristen in Asien machen. Die jüngsten Anschläge auf Luxushotels in Jakarta tragen unverkennbar seine Handschrift, sagt der oberste Terrorfahnder Indonesiens. Geheimdienste jagen den Mann seit Jahren - ohne Erfolg. Er steht seit September 2003 auf der UN-Liste der Schergen von Top-Terrorist Osama bin Laden.

So oft die Ermittler auch die Spur des gebürtigen Malaysiers aufnehmen - er entkommt immer wieder. Wie im vergangenen Oktober, als er der Polizei nach einem Arztbesuch wegen Leberproblemen in Ost-Java knapp entkam. 2005 entwischte er in Zentral-Java. "Noordin Mohammad Top dürfte bewaffnet sein und ist gefährlich", warnt die US-Bundespolizei FBI, die Top auf ihren Fahndungslisten hat. "Er gilt als Organisator, Rekrutierer, Bombenbastler und Trainer der Jemaah Islamiyah JI."

Top war einer der Anführer der Terrororganisation, die 1993 in Indonesien gegründet wurde. Das Ziel: ein islamischer Gottesstaat von Malaysia über die Philippinen, Singapur und Indonesien. Er verdiente sich schnell den Spitznamen "Moneyman" - Geldmann - weil er ein hervorragender Spendensammler war. Der Mann mit dem kurzen Kinnbart entpuppte sich zudem als erfolgreicher Botschafter des Terrors: Es gelang ihm immer wieder, Randfiguren der radikal-islamischen Szene für die Sache zu gewinnen und zu gewaltbereiten Märtyrern umzupolen.

Das Gewaltpotenzial wurde 2002 erstmals grausam demonstriert: Am 12. Oktober ließen Extremisten in einer voll besetzten Strandbar auf Bali einen Sprengsatz detonieren. 202 Menschen starben. Top wurde als Drahtzieher des Anschlags ausgemacht. Es folgten weitere schwere Anschläge in Indonesien.

Mit Razzien und Festnahmen hat die Polizei das Netzwerk in den Folgejahren entscheidend geschwächt. Doch sind versprengte Terrorzellen geblieben. "Im Januar 2006 hat Top eine neue Organisation gegründet, Tanzim Qa’idat al-Jihad, die eng mit JI verknüpft ist", hielt der UN-Sicherheitsrat fest.

In den vergangenen vier, fünf Jahren sind hoch ausgebildete flüchtige JI-Mitglieder wieder aktiv geworden, die in der Lage sind, junge Leute zu rekrutieren und ihnen das Bombenmachen beibringen zu können.