Sucht: Neues Schulfach gegen das Koma-Trinken von Kindern

Die Drogenbeauftragte des Bundes legt ein neues Konzept vor. Nordrhein-Westfalen ist aber skeptisch.

Berlin. Ein flächendeckender Schulunterricht für gesundes Leben und gegen Alkoholmissbrauch soll nach dem Willen der Bundes-Drogenbeauftragten Sabine Bätzing (SPD) den Alkoholmissbrauch vieler Kinder eindämmen.

Bätzing schlug am Donnerstag ein Schulfach für mehr Lebenskompetenz, Stressbewältigung, Alkoholvorbeugung und gesunde Ernährung vor. Bätzing betonte: "In der neunten Klasse zwei Stunden im Biounterricht über Alkohol sprechen - das ist eindeutig zu spät."

Der Städte- und Gemeindebund unterstützt das Konzept. "Wenn die Elternhäuser das offenbar nicht mehr leisten können, muss der Staat das teilweise übernehmen", sagte der Geschäftsführer Gerd Landsberg.

Bätzing und Landsberg zeichneten ein dramatisches Bild. "Das Ziel ist es, schnellstmöglich einen Rauschzustand zu erlangen mit möglichst billigem Alkohol", sagte die SPD-Politikerin Bätzing. Immer mehr Mädchen betränken sich. "Das Problem verschärft sich", sagte Landsberg. Junge Menschen steuerten auf "lebenslang Hartz IV" zu, so der Ex-Richter.

Massiv griff Landsberg die Krankenkassen an. Sie gäben nur 18 Cent pro Jahr und Versicherten für Alkoholprävention aus - viel zu wenig, wie er meint.

Nach jüngsten Erhebungen betrinkt sich jeder fünfte 12- bis 17-Jährige regelmäßig exzessiv. Mehr als 23 000 Kinder und Jugendliche kommen jährlich im Alkohol-Koma ins Krankenhaus.

Zurückhaltend reagiert das NRW-Schulministerium auf den Vorstoß der Bundes-Drogenbeauftragten. Prävention gehöre jetzt schon zum Unterricht. "Bei der Bekämpfung von Alkoholmissbrauch oder anderen Suchtproblemen können Schulen nur ein Partner sein. Gefordert sind hier ebenso die Elternhäuser, Jugendeinrichtungen oder Arbeitgeber", hieß es in einer Stellungnahme.