Krise: Finanzmarkt nimmt Italien in die Zange
Berlusconi will bis zu Neuwahlen im Amt bleiben. Die Griechen finden keinen Regierungschef. Der Dax verliert deutlich.
Rom/Athen. Der angekündigte Rückzug von Premierminister Silvio Berlusconi reicht den Finanzmärkten nicht mehr: Die Zinsen für italienische Staatsanleihen stiegen am Mittwoch auf deutlich mehr als sieben Prozent — ein Niveau, bei dem Griechenland, Portugal und Irland Milliarden-Hilfen brauchten. Italien wird von den Märkten zunehmend in die Zange genommen. Der Deutsche Aktienindex Dax verlor gut zwei Prozent.
Die Botschaft kam in Rom an: Ein Reformgesetz soll nun bis Samstagnachmittag und damit schneller als geplant beschlossen sein. Italien ist — gemessen an der Wirtschaftsleistung — nach Griechenland das Mitglied mit der höchsten Staatsverschuldung. Jetzt überwachen EU und der Internationale Währungsfonds (IWF) die Sanierung.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nahm die Italiener in die Pflicht: „Italien muss seine Sparanstrengungen verstärken — und das weiß auch die italienische Regierung. Kein Staat kann zurzeit von sich behaupten, er sei am Ende des Reformweges, wir alle werden immer wieder über Anpassungen nachdenken müssen.“
Diese Arbeit müssen nun andere als Berlusconi übernehmen. Der 75-Jährige will sich von der großen Polit-Bühne verabschieden. „Da keine anderen Mehrheiten im Parlament möglich sind, sehe ich nur Neuwahlen Anfang Februar, bei denen ich nicht mehr kandidieren werde“, zitierte die Tageszeitung „La Stampa“ den Regierungschef (Foto).
Am zweiten europäischen Krisenherd — Griechenland — gab es am Mittwoch einen Eklat: Dort hatten die Menschen tagelang auf den Namen des neuen Regierungschefs gewartet, der das pleitebedrohte Land aus der Krise führen soll — doch sie wurden enttäuscht: Griechenlands regierende Sozialisten haben sich immer noch nicht mit den Konservativen auf einen Ministerpräsidenten für eine Notregierung einigen können. Am Donnerstag wird weiter beraten.