Bildung: Pensionierungswelle im Schuldienst – der Lehrermangel nimmt zu
Im vergangenen Jahr sind rund 18600 Lehrkräfte in den Ruhestand gegangen. Doch nicht jede Fächerkombination wird gesucht.
Wiesbaden. Die Zahl der pensionierten Lehrer wächst und damit auch der Lehrermangel. Bundesweit sind 2009 rund 18600 Lehrkräfte in den Ruhestand gegangen. Das waren zwar 4,7Prozent weniger als im Vorjahr, aber immer noch deutlich mehr als in früheren Jahren, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mit. Ursache für das anhaltend hohe Niveau an Pensionierungen seien die zahlreichen Einstellungen von Lehrern in den 1960er und 1970er Jahren.
Die Zahl der ehemaligen Pädagogen, die Pensionsgehälter beziehen, ist damit Anfang dieses Jahres auf den Rekordwert von 281 000 gestiegen - 12 800 mehr als vor Jahresfrist. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert ein Sofortprogramm, um den Lehrermangel in Deutschland zu bekämpfen. "Der große Berg der Pensionierungen steht uns noch bevor", warnte Ilse Schaad vom GEW-Bundesvorstand. "Der Lehrermangel in Deutschland wird sich dramatisch verschärfen."
Die Lehrer waren zu Beginn ihres Ruhestands im Durchschnitt 62,7 Jahre alt. 41 Prozent (plus zwei Prozentpunkte) arbeiteten bis zur Regelaltersgrenze von 65 Jahren.
Der Anteil der Lehrer, die den Schuldienst wegen Dienstunfähigkeit quittieren, ist nach Angaben der Statistiker in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Für jeden fünften Lehrer war dies 2009 der Grund, die Schule zu verlassen - der niedrigste Stand seit Beginn der Statistik im Jahr 1993. Grund für diese Entwicklung: Seit dem Jahr 2001 müssen Lehrer bei Frühpensionierung Abschläge hinnehmen.
Im Vergleich zu den Beamten bei Bund, Ländern und Gemeinden, die auch bis 65 arbeiten müssen, ist der Anteil der Lehrer, die wegen Dienstunfähigkeit aufhören, jedoch noch immer etwas höher (fünf Prozentpunkte). Das durchschnittliche Rentenalter lag bei 57,9 Jahren.
Die Bildungsgewerkschaft rechnet damit, dass in den nächsten vier bis fünf Jahren 20 Prozent mehr Lehrer im Pensionsalter die Schule verlassen als noch im vergangenen Jahr. "Jahr für Jahr gehen dann über 33000 Lehrkräfte in Pension oder Rente", sagte Schaad. "Die Länder müssen die Ausbildungskapazitäten für Referendare von derzeit rund 30000 auf 39000 Stellen erhöhen."
Der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne hatte bereits am Mittwoch in Berlin gesagt: "Wir müssen jetzt deutlich mehr junge Menschen ausbilden und mehr fertige Lehrkräfte in den Schuldienst einstellen."
Wer Lehrer werden will, sollte dennoch genau schauen, welches Fach für welche Schule er studieren möchte, hieß es Donnerstag von der Kultusministerkonferenz. Während an Berufsschulen und in einzelnen Fächern wie Latein oder Spanisch derzeit Lehrer fehlten, gebe es beispielsweise sehr viele, die Deutsch und Englisch an Gymnasien unterrichten könnten.