Der Babyboom ist ausgeblieben

Trotz Familienförderung ging die Zahl der Geburten zurück.

Wiesbaden. (dpa) Der erhoffte Geburtenzuwachs in Deutschland ist ausgeblieben. Rund 675.000 Kinder kamen nach vorläufigen Schätzungen im vergangenen Jahr zur Welt - und damit rund 8.000 oder 1,1 Prozent weniger als 2007. Das berichtete das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden.

Anfang dieses Jahres hatten die Statistiker noch mit 680.000 bis 690.000 Geburten gerechnet. In den letzten Monaten des vergangenen Jahres waren es nach Angaben des Amts dann aber weniger als vorausgesehen.

Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU), die die Steigerung laut Hochrechnung noch zuversichtlich kommentiert hatte, sagte: "Den ungewöhnlichen Einbruch der Geburtenzahlen im letzten Quartal 2008 hat niemand vorausgesehen." Der Anstieg 2007 bis September 2008 und der anschließende Rückgang zeigten, "was der Mut zu Kindern für ein zartes Pflänzchen ist".

Von der Leyen forderte eine entschlossene Umsetzung von Erleichterungen für junge Familien. "Hier müssen wir einfach noch besser werden", sagte sie. Junge Familien bräuchten gezielte Hilfen wie das Elterngeld, verständnisvolle Arbeitgeber und eine gute Kinderbetreuung. "Erst alles zusammen macht Mut."

Entscheidend seien die Jahre bis 2013. Mit dem beschlossenen Kinderförderungsgesetz gibt es von 2013 an einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Kita oder bei einer Tagesmutter. Das Betreuungsangebot muss deshalb auf 750.000 Plätze verdreifacht werden.

Von der Leyen forderte die Arbeitgeber auf, gerade in Krisenzeiten ihre Fachkräfte nicht in andere Länder ziehen zu lassen, wo die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf schon Alltag sei.

Die Statistiker machten keine Aussagen zur Zahl der Babys pro Frau und zum Alter der Mütter. Dies könne das Bundesamt voraussichtlich erst im August sagen, wenn die endgültigen Zahlen vorliegen. Sie können sich bis dahin noch nach oben oder nach unten leicht verändern.

2006 war mit 673.000 Geburten der Tiefpunkt seit Kriegsende registriert worden. Im ersten Nachkriegsjahr 1946 waren noch 922.000 Kinder zur Welt gekommen. 2007 hatte es nach Jahren des Rückgangs erstmals wieder mehr Geburten gegeben.

Bevölkerungsstatistiker verweisen darauf, dass wegen des Altersaufbaus der Gesellschaft die Zahl der potenziellen Mütter zwischen 15 und 49 Jahren seit 1998 kontinuierlich zurückgeht. Wegen der niedrigen Geburtenzahlen vor 2007 wird diese Frauengruppe in den nächsten 15 Jahren erheblich kleiner.