Der Kampf um die Hofburg ist eröffnet

Österreichs Präsident Fischer steht vor der Wiederwahl. Eine zehnfache Mutter fordert ihn heraus.

Wien. Die stramme Hausfrau mit zehn Kindern, der schrullige Christ und ein sicherer Sieger: Amtsinhaber Heinz Fischer (71) wird am Sonntag bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl wohl erneut die Wiener Hofburg erobern. Eine historisch niedrige Wahlbeteiligung als Folge eines fehlenden konservativen ÖVP-Kandidaten und eines recht inhaltsarmen Wahlkampfes könnte allerdings die Freude des Sozialdemokraten trüben.

Für Aufregung sorgte Kandidatin Barbara Rosenkranz (51), die selbst in ihrer rechten Partei FPÖ noch rechtsaußen steht. Rudolf Gehring (62) von der Christenpartei könnte nur ein paar Prozent holen. "Es ist ein Wahlkampf ohne Themen und Spannungsmoment, der von der Bevölkerung kaum wahrgenommen wurde", sagt der Politikwissenschaftler Peter Filzmaier.

Mit erzkonservativen Vorstellungen bewegt sich die Anti-Feministin Rosenkranz am rechten Rand, ohne dass ihr Extremismus nachzuweisen ist. Das NS-Verbotsgesetz in Österreich ist für sie kritikwürdig - wegen der Einschränkung der Meinungsfreiheit. Alle Anschuldigungen gegen sie - eine Verschwörung gleichgeschalteter Medien.

Und die Botschaften kommen an: "Das mit dem Verbotsgesetz ist in der österreichischen Neonaziszene ganz klar als Signal verstanden worden", sagt die wissenschaftliche Leiterin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes, Brigitte Bailer-Galanda. Neonazi-Foren im Internet feiern die Politikerin als treue "deutsche Mutter, wie sie im Buche steht".

Im Wahlkampf präsentiert sich Rosenkranz aber zurückhaltend als bürgerliche Alternative zum Sozialdemokraten. Die konservative ÖVP hatte keinen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt und drückt sich nun um eine Wahlempfehlung herum.

Meinungsumfragen billigen der FPÖ-Politikerin zwischen 13 und 16Prozent zu, Christen-Kandidat Gehring kommt auf höchstens fünf Prozent, und Fischer führt mit rund 80 Prozent. Der Amtsinhaber überrascht mit moderner Wahlkampfstrategie, die wohl vor allem Jungwähler überzeugen soll, die erstmals ab 16 Jahren an die Urnen dürfen.

Der dritte Kandidat, Rudolf Gehring, ist EU-kritisch und tritt für ein extrem konservatives Familienbild ein: Das Recht auf Abtreibung will er abschaffen, Kindergärten sind für ihn hirnschädigend, und Homosexualität ist eine Verirrung.