Engelsgeduld für Militär-Airbus

Staaten halten am umstrittenen Milliarden-Projekt A400M fest.

Paris. Deutschland und sechs seiner Nato-Partner halten an dem Milliarden-Auftrag für den Bau des Militärtransporters A400M est. Trotz des Ärgers über massive Verzögerungen des Airbus-Projekts einigten sich die Verteidigungsminister der beteiligten Staaten am Freitag in Le Castellet in Süd-Frankreich darauf, von ihrem Kündigungsrecht zunächst keinen Gebrauch zu machen. Bis Ende dieses Jahre solle ein Vorschlag zur weiteren Entwicklung erarbeitet werden, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit. Dann werde es eine endgültige Entscheidung geben.

Für den Airbus-Mutterkonzern EADS wäre eine Kündigung ein finanzielles Desaster gewesen. Er hätte Anzahlungen in Höhe von 5,7 Milliarden Euro zurückzahlen müssen.

Der Airbus A400M gilt als eines der ehrgeizigsten Rüstungsprojekte in Europa. Mit 556 Stundenkilometer soll der etwa 45 Meter lange und 15 Meter hohe Flieger deutlich schneller sein als heutige Modelle. Als Superlativ gelten seine vier Triebwerke mit jeweils 10.000 PS. Der Transport-Airbus liegt jedoch wegen technischer Probleme mindestens drei Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan und ist noch nicht einmal zum Erstflug abgehoben.

Deutschland wird das erste von 60 bestellten Flugzeugen voraussichtlich erst in mehr als vier Jahren erhalten - ursprünglich sollte es bereits 2010 soweit sein. Außer der Bundesrepublik sind auch Frankreich, Belgien, Großbritannien, Luxemburg, Spanien und die Türkei an dem Projekt beteiligt.

Für die Auftraggeber sind die erheblichen Verzögerungen mehr als nur ärgerlich. Gerade für Einsätze wie in Afghanistan wird eine Maschine wie die A400M dringend benötigt. Die derzeitigen Flugzeuge vom Typ Transall C-160 oder Hercules C-130 sind zum Teil Jahrzehnte alt.

Airbus hatte selbstbewusst eine "Eier legende Wollmilchsau" angeboten. Der 100 Millionen Euro teure Wundervogel soll auf Sand und Wiesen landen wie kleinere Propellermaschinen, dabei aber auch schweres Räumgerät oder Hubschrauber befördern können.

Zudem soll er weite Strecken bewältigen, aber gleichzeitig auch wendig durch feindliches Feuer kurven.