Schavan wirbt für frühere Einschulung

Hamburg/Berlin (dpa) - Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) will Deutschlands Kinder früher einschulen. „Die Altersgrenze von sechs Jahren führt dazu, dass viele Kinder in Deutschland für ihre Verhältnisse zu spät in die Schule kommen“, sagte Schavan dem „Hamburger Abendblatt“ (Samstag).

„Am Ende der ersten Klasse haben sie dann keine Lust mehr, weil sie unterfordert sind.“ Daher sollte es für die Einschulung keinen starren Stichtag mehr geben. In der Regel werden Kinder eingeschult, wenn sie bis zu einem bestimmten Stichtag sechs Jahre alt sind. Diese Stichtage - die in Deutschland nicht einheitlich geregelt sind - werden in mehreren Bundesländern aber immer weiter nach hinten verschoben, damit die Kinder früher in die Schule kommen.

So sitzen etwa in Bayern immer häufiger schon Fünfjährige auf der Schulbank. Viele Eltern sind damit allerdings unzufrieden und lassen ihre Kinder zurückstellen, weil sie sie noch nicht für schulreif halten. Deshalb hatte der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) vor wenigen Tagen angekündigt, keine sogenannten Dezemberkinder mehr einzuschulen. Ursprünglich sollten alle Kinder eines Jahrgangs gemeinsam eingeschult werden - auch wenn sie erst im Dezember nach der Einschulung ihren sechsten Geburtstag feiern.

Schavan warb unterdessen für eine „viel stärkere Verbindung von Kindergarten und Grundschule“. Als Beispiel führte sie Bildungshäuser ein, die es seit rund zwei Jahren als Modellversuch in Baden- Württemberg gibt. Dabei handelt es sich um gemeinsame Bildungseinrichtungen für Kindergarten- und Grundschulkinder, wo Drei- bis Zehnjährige unter der Anleitung von Erziehern und Lehrern gemeinsam spielen und lernen.

Nach Schavans Einschätzung kann die gemeinsame Lernzeit „ruhig sechs Jahre betragen, wenn früher damit begonnen wird - etwa im Alter von vier statt erst mit sechs Jahren“. Der FDP-Bildungspolitiker Patrick Meinhardt warnte hingegen davor, Kinder „im Galopp“ durch Kindergarten und Schule zu „pauken“.

Jeder müsse seinen persönlichen Bildungsweg finden können. Meinhardt sprach sich für ein „flexibles Einschulalter“ ab dem fünften Lebensjahr aus sowie für eine gemeinsame Einstiegsphase der ersten und zweiten Klassenstufe.