EU besteht aus Einzelkämpfern
Lassen wir die Frage, ob Europa tatsächlich mit einem „Exodus biblischen Ausmaßes“ aus Nordafrika rechnen muss, einmal außen vor. Schon jetzt zeigt der Streit um den erwarteten Flüchtlingsstrom eines der größten Probleme der EU: Wenn es ernst wird, verstehen sich die 27 Staaten als Einzelkämpfer, nicht aber als europäische Gemeinschaft.
Das ist — mit Blick auf die eigene Wählerschaft — durchaus verständlich. Aber es hilft weder den betroffenen Südländern noch den Flüchtlingen weiter, wenn Deutschland und Co. nun darauf verweisen, wie viele Asylbewerber sie in der Vergangenheit bereits aufgenommen haben. Es zeigt vielmehr, wie dringend nötig endlich eine gemeinsame Asyl- und Flüchtlingspolitik ist.
Ein verbindlicher Schlüssel, nach dem die Menschen, die an Europas Tür klopfen, verteilt werden — und sei es zeitlich befristet. Wer den Wandel in den nordafrikanischen Staaten bejubelt, darf nicht gleichzeitig vor den ungeliebten Folgen die Augen verschließen.