Bundeswehr: Ministerium sucht händeringend nach Freiwilligen

Der Bundeswehr fehlen Bewerber für den Wehrdienst. Minister Guttenberg plant ab März eine Werbeaktion.

Berlin. Die Bundeswehr soll in Zukunft 185 000 Soldaten umfassen — 170 000 Zeit- und Berufssoldaten sowie 15 000 freiwillig Wehrdienstleistende. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ benötigt sie jedes Jahr 70 000 Bewerber, aus denen sie 17 000 frei werdende Dienstposten besetzt.

Das Interesse am Dienst in den Streitkräften ist allerdings gering. SPD-Chef Sigmar Gabriel berief sich am Donnerstag im Deutschen Bundestag auf Generalinspekteur Volker Wieker, der bereits für 2012 um seine Personalstärke fürchtet. 166 000 Briefe hätten die Kreiswehrersatzämter an junge Männer verschickt, die für einen freiwilligen Dienst infrage kommen. Lediglich 7000 von ihnen hätten geantwortet und Interesse signalisiert.

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will jetzt mit einer breit angelegten Medienkampagne für den Dienst in der Bundeswehr werben. Das Verteidigungsministerium bestätigte Donnerstag, die Werbeaktion werde von März bis Dezember in Fernsehen, Rundfunk und Printmedien laufen. Voraussichtlich im April liege der Schwerpunkt bei „Bild“ und „Bild am Sonntag“. Hier sollen besonders Mannschaftsdienstgrade angesprochen werden.

„Im Auge hat die Truppe vor allem Ausländer und Geringqualifizierte“, berichtet die „Financial Times Deutschland“ unter Berufung auf Quellen aus dem Verteidigungsausschuss. Dies sei innerhalb der Koalition auf scharfe Kritik gestoßen. Schon während der Debatte um die Wehrreform hätten Gegner einer Berufsarmee vor einer Entwicklung der Bundeswehr zu einer „UnterschichtArmee“ gewarnt. Ohne Wehrpflicht müsse die Truppe stärker auf Bewerber aus sozial schwachen Schichten und ohne andere berufliche Perspektive zurückgreifen.

Grünen-Fraktionsschef Jürgen Trittin hielt Minister Guttenberg am Donnerstag im Bundestag einen „schmutzigen Deal“ mit den Springer-Medien vor. Er nannte es eine „Konstante“ im politischen Wirken Guttenbergs, dass er immer darauf geachtet habe, von diesen Medien unterstützt zu werden. Ein Sprecher des Springer-Verlages wies einen Zusammenhang zwischen Berichterstattung und Werbe-Auftrag zurück. Diese Planung laufe bereits seit Ende vergangenen Jahres.