Griechenland im Ausstand – kein Benzin, kein frisches Obst
Zur besten Reisezeit sind die Lastwagen-Fahrer in den Streik getreten. Touristen sind empört und bleiben weg.
Athen. Leere in den Obst- und Gemüseregalen der griechischen Supermärkte, Tankstellen ohne Benzin und Diesel: Eines der beliebtesten Reiseländer der Deutschen vermiest den Touristen mit einem Streik der Tank- und Lkw-Fahrer den Urlaub. Die Urlauber müssen auf Campingplätzen und in ihren Hotels ausharren, bis die Tankstellen wieder beliefert werden. Nach Schätzungen serbischer Medien sind allein in Nordgriechenland etwa 100.000 serbische Urlauber gestrandet.
Anstatt dem erhofften Ende des Streiks kam Freitagnachmittag die Hiobsbotschaft: Die Tank- und Lastwagenfahrer setzen ihren Ausstand fort. "Es ist das Ende. Wir gehen unter. Die Touristen lassen die Mietwagen hier und da, weil es kein Benzin gibt", sagte der Präsident der Autovermietungsunternehmen von Kreta, Grigoris Bamiedakis, nach der Entscheidung.
Die Besitzer und Fahrer der rund 30.000 Tank- und Lastwagen Griechenlands protestieren gegen die von der EU verordnete sogenannte Öffnung geschlossener Berufe. Eine Lizenz für einen Last- oder Tankwagen kostet in Griechenland je nach Größe des Wagens 100.000 bis 300.000 Euro. Lizenzen sind seit fast 40 Jahren nicht mehr ausgegeben worden. Aus diesem Grund steigt der Wert einer Lizenz immer mehr.
Die griechische Regierung hat nun einen Gesetzesentwurf auf den Tisch gelegt: Jeder, der einen Lkw-Führerschein hat, soll als Lastwagenfahrer arbeiten dürfen. Das wollen die Lkw-Fahrer nicht und traten in den Ausstand. Die Regierung zog die Notbremse und verpflichtete die Streikenden zum Dienst - ohne Erfolg. Vielmehr heizte sich die Stimmung weiter auf. 150 aufgebrachte Fahrer protestierten in Athen. Polizisten wurden mit Flaschen beworfen, die Beamten setzten Tränengas ein.
Leidtragende der Auseinandersetzung sind die Touristen. "Es ist, als ob Euer Land finanziellen Selbstmord begehen will", schimpfte ein österreichischer Urlauber. Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsbereich Griechenlands. Das Land braucht die Urlauber mehr denn je, schließlich steht es mit 300 Milliarden Euro in der Kreide. "Mindestens zehn Prozent weniger Einnahmen", heißt es bei Hoteliers in Athen. Hunderte Reisende stornierten gar ihren Urlaub in Griechenland.