Prämie für ausländische Fachkräfte
Wirtschaftsminister Brüderle will dem sich abzeichnenden Mangel begegnen. Die Begeisterung für die Idee hält sich in Grenzen.
Berlin. Zur Anwerbung ausländischer Experten hat Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) eine Art Begrüßungsgeld vorgeschlagen. "Es ist denkbar, dass einige Unternehmen, die es sich leisten können und dringenden Bedarf haben, ausländischen Facharbeitern eine Lockprämie zahlen", sagte Brüderle. "Das Thema, wie Deutschland für ausländische Facharbeiter endlich attraktiv wird, steht ganz oben auf meiner Agenda."
Zuvor hatte sich Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) für die verstärkte Anwerbung ausländischer Fachkräfte ausgesprochen und dazu eine Absenkung der Einkommensgrenze von mindestens 64000Euro im Jahr für Zuwanderer ins Gespräch gebracht.
Die Vorstöße fallen zusammen mit dem zehnten Jahrestag der Einführung der "Greencard": Am 1. August 2000 erhielt der erste ausländische IT-Spezialist mit einer Greencard eine Arbeitserlaubnis. Inzwischen sind damit 33000 Computerexperten nach Deutschland gekommen. Erwartet worden waren aber mehr.
Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der SPD, Anette Kramme, warf Brüderle und Schavan falsche Prioritäten vor. Zwar müsse Deutschland für ausländische Experten attraktiver werden. "In erster Linie aber müssen wir unsere eigene Jugend besser ausbilden und Arbeitnehmer aller Altersklassen nachqualifizieren."
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sprach von einem "Signal in die falsche Richtung". Man könne nicht ausländische Arbeitskräfte ins Land locken, während man in Deutschland Arbeitslose durch Qualifizierung in Beschäftigung bringen könne.
Laut Koalitionsvertrag wollen Union und FDP "die Attraktivität Deutschlands für Hochqualifizierte steigern und die Zuwanderung nach Deutschland steuern". Dies soll an den Bedürfnissen des deutschen Arbeitsmarktes ausgerichtet werden, nach Kriterien wie Bedarf, Qualifizierung und Integrationsfähigkeit. Die Bundesregierung arbeite an einer Gesamtlösung, sagte der Sprecher.
Genau dies forderte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Die BDA setzt auf ein Punktesystem, mit dem Zuwanderer je nach Ausbildung, Berufserfahrung und Sprachkenntnissen ins Land geholt werden könnten.