In NRW ist jede zweite Eisenbahnbrücke marode

Die Grünen schätzen, dass sechs bis zehn Milliarden Euro pro Jahr für Reparaturen notwendig sind.

Foto: Uli Preuss

Düsseldorf. Von 4369 Eisenbahnbrücken in Nordrhein-Westfalen sind 1923 sanierungsbedürftig oder müssen sogar neu gebaut werden — fast jede zweite ist marode. Dies ist das Ergebnis einer Anfrage der Bundestagsfraktion der Grünen an die Bundesregierung, das am Mittwoch im Landtag vorgestellt wurde.

„Knapp die Hälfte der Eisenbahnbrücken in NRW hat gravierende Schäden. Das zeigt, dass die Sanierungsarbeiten der Bahn nicht im notwendigen Umfang stattfinden“, sagte Oliver Krischer. Für den stellvertretenden Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion ist klar, dass die jährlich vom Bund zur Verfügung gestellten vier Milliarden Euro für die gesamte Infrastruktur nicht ausreichen können: „NRW ist der ,Hot Spot’ des Verfalls der Infrastruktur. Allein für die Bahn in NRW wären jährlich sechs bis zehn Milliarden nötig.“ Bahn-Chef Rüdiger Grube hatte den bundesweiten Sanierungsstau mit 30 Milliarden Euro beziffert.

Die Grünen sehen bei den Eisenbahnbrücken zwei Probleme. Eine große Zahl sei um das Jahr 1900 mit der damals neuen Stahlbautechnik errichtet worden. Die Baustoffe würden jetzt mürbe. Darüber hinaus seien nach dem Zweiten Weltkrieg sehr viele Brücken eilig repariert worden und heute sanierungsbedürftig. Als Beispiele für gravierende Mängel werden die Hohenzollernbrücke in Köln sowie die Müngstener Brücke angeführt. Das Bauwerk bei Solingen ist noch bis Dezember für den Personenverkehr gesperrt.

Die Deutsche Bahn erklärte, dass der Investitionsbedarf bei Eisenbahnbrücken unstrittig ist. Dringende Instandsetzungen gäbe es aber nur bei 270 Brücken. Dies soll in den kommenden zehn bis 15 Jahren passieren. „Bevor es zu einer Sanierung kommt, dauert es in der Regel drei bis vier Jahre. Zugreisende müssen sich aber keine Sorgen machen. Die Eisenbahnbrücken sind sicher“, sagte Bahnsprecherin Sonja Stötzel. Begehungen und Inspektionen fänden alle drei Jahre statt, zudem würden die Brücken jährlich in Augenschein genommen.