Berlin verwahrt sich gegen syrische „Entgleisungen“
Berlin/Damaskus/Kairo (dpa) - Aus Protest gegen Äußerungen des syrischen UN-Botschafters hat die Bundesregierung den Vertreter des Regimes in Deutschland einbestellt. Bei dem Gespräch seien die „Entgleisungen“ des Botschafters „in schärfster Form“ zurückgewiesen worden.
Dies teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag in Berlin mit. Zugleich protestierte die Bundesregierung gegen die Bespitzelung und Einschüchterung von syrischen Oppositionellen in Deutschland.
Der syrische UN-Botschafter Baschar Dschaafari hatte nach dem Scheitern einer Sicherheitsrats-Resolution gegen sein Land auf die deutsche Nazi-Vergangenheit verwiesen. Dabei sagte er unter anderem: „Deutschland, das die Juden in Europa verfolgte, spielt sich nun als ehrlicher Makler einer verlogenen und betrügerischen Resolution auf.“ Das Auswärtige Amt nannte das „völlig inakzeptabel“.
Syrien wird seit mehr als einem halben Jahr von landesweiten Protesten gegen das Assad-Regime erschüttert, die von den Sicherheitskräften blutig unterdrückt werden. Die internationale Gemeinschaft konnte sich jedoch nicht auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen. Die UN-Resolution scheiterte am Veto Chinas und Russlands.
Die syrischen Sicherheitskräfte gingen indes erneut mit unverminderter Härte gegen Regimegegner vor. In Dschabal al-Sawija in der nördlichen Protest-Provinz Idlib töteten sie am Donnerstag sieben Armee-Deserteure und drei Zivilisten, berichteten syrische Exil-Aktivisten.
Junge Männer, die aus Abscheu vor den Repressionsmaßnahmen der Armee den Rücken kehren, sammeln sich zunehmend in verschiedenen Ortschaften des unruhigen nördlichen Landesteils. Dabei gewähren sie auch zivilen Oppositionellen „Schutz“, die vor der brutalen Verfolgung durch den Geheimdienst fliehen. Bei der Unterdrückung der Proteste kamen bislang 2900 Menschen ums Leben, teilte eine UN-Sprecherin am Donnerstag in Genf mit.