Berliner CDU: 45 Prozent „überhaupt nicht“ für Homo-Ehe

Berlin (dpa) - Die Berliner CDU folgt beim Streitthema Homosexuellen-Ehe der Bundespartei und lehnt diese mit großer Mehrheit ab.

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Bei einem Mitgliedervotum sprachen sich 45 Prozent der Teilnehmer klar gegen die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit Ehepaaren aus. Allerdings beteiligten sich an der bundesweit ersten CDU-Mitgliederbefragung zu einer Sachfrage nur knapp 40 Prozent der rund 12 500 Berliner Christdemokraten. 35 Prozent sprachen sich dafür aus.

Diese Ergebnisse gaben der Berliner CDU-Landesvorsitzende Frank Henkel und Generalsekretär Kai Wegner am Freitag bekannt. Der Unterschied zwischen 45 Prozent Ablehnung und 35 Prozent Zustimmung betrage gerade rund 400 Stimmen, hieß es.

Damit folgt die Hauptstadt-Union ihrer Bundesvorsitzenden und Kanzlerin Angela Merkel. Diese hatte 2013 in einem Fernsehauftritt erklärt, dass sie sich nicht für eine Öffnung der Ehe für alle einsetzen werde.

Gültig waren 4501 Stimmen. Den Ausschlag gaben die über 60-Jährigen, die zu 56 Prozent die Homo-Ehe klar ablehnten und nur zu 21 Prozent befürworteten, erläuterte Wegner. Diese Altersgruppe beteiligte sich überproportional stark am Mitgliedervotum. Von den 16- bis 29-Jährigen sprachen sich 61 Prozent „voll und ganz“ für eine Gleichstellung aus, 24 Prozent lehnten sie klar ab.

Henkel sagte, die Beteiligungsquote von fast 40 Prozent sei „vorbildlich für die Union und vorbildlich für Berlin“. Der Innensenator bekannte: „Ich als gläubiger Katholik habe sehr mit mir gerungen.“ Er habe „stimme eher zu“ angekreuzt. Er sei der Meinung, dass homosexuelle Partnerschaften vollkommen gleichgestellt werden müssten. Mit dieser Meinung täten sich viele in seiner Partei schwer.

Der Koalitionspartner SPD reagierte enttäuscht und kritisch. „Als Regierender Bürgermeister dieses weltoffenen und toleranten Berlin bin ich erschrocken über das Ergebnis der CDU-Mitgliederbefragung“, sagte Regierungschef Michael Müller. „Ich bedauere es umso mehr, weil es das Potenzial für ein anderes Ergebnis gegeben hätte, wenn die CDU-Führung in dieser Frage einheitlich aufgetreten wäre.“ Die Berliner CDU sei tief gespalten, erklärte SPD-Chef Jan Stöß. „Die Mehrheit der Berliner CDU ist leider nach wie vor weit weg von der Lebensrealität in der Metropole Berlin.“

„Im Kern ist und bleibt die Berliner CDU ein reaktionärer Verein, der gesellschaftspolitisch in der Diepgen-Ära stecken geblieben ist“, urteilte Grünen-Chef Daniel Wesener. Linken-Chef Klaus Lederer konstatierte: „Die Berliner CDU erweist sich als das letzte Biotop konservativer Piefig- und Spießigkeit.“

Die CDU-Mitglieder konnten zwischen sieben Antworten wählen. „Voll und ganz“ stimmten 35 Prozent zu, „eher“ 7 Prozent. Für „teils/teils“ entschieden sich 2 Prozent. Mit „eher nicht“ votierten ebenfalls 7 Prozent. Für „gar nicht“ entschieden sich 45 Prozent. 1 Prozent enthielt sich und 3 Prozent fanden das Thema nicht wichtig.