Berliner Notizen: Modefragen und ein Kunststück am Redepult
Berlin. Mode Andrea Nahles hat langsam aber sicher ein Klamottenproblem. Die Kombination Schwarz-Rot will die SPD-Generalsekretärin bis zum Ende des Mitgliedervotums über den Eintritt in eine große Koalition nicht mehr tragen, wie sie jetzt verriet.
Also womöglich bis Mitte Dezember. „Dummerweise habe ich eine Menge Schwarz und Rot in meinem Schrank“, so Nahles weiter. „Es wird langsam knapp.“ So ein Pech.
Belauscht Der Streit um die Maut bei den Koalitionsverhandlungen zieht Kreise — bis aufs Klo. Dort sollen kürzlich NRW-CDU-Chef Armin Laschet und der bayrische SPD-Unterhändler Florian Pronold über die CSU-Maut-Pläne gelästert haben. Sie ahnten aber nicht, dass hinter einer Toilettentür CSU-Verkehrsstaatssekretär Andreas Scheuer mithören konnte. Scheuer dürfte sich diebisch gefreut haben, dass das „stille Örtchen“ seinem Namen in diesem Fall so gar nicht gerecht wurde.
Opposition Gregor Gysi nahm seine neue Rolle als Oppositionsführer am Montag im Bundestag schon voll an. Parlamentspräsident Norbert Lammert (CDU) hatte zu Beginn einige runde Geburtstage in den Abgeordnetenreihen gewürdigt, wie das üblich ist. Aber er hatte vornehm den eigenen 65. Geburtstag ausgelassen. Da intervenierte der Links-Fraktionschef („Es geht nicht, dass das nicht erwähnt wird“) und sorgte für Applaus. Lammert freute sich, auch über den Stil: „Wenn wir während der gesamten Legislaturperiode auf diesem Niveau debattieren könnten . . .“
Redezeit Katarina Barley (SPD) durfte am Plenartag als erstes, neu gewähltes Mitglied des Bundestages eine Rede halten. Wie üblich wurde auch das vom gesamten Plenum mit Applaus bedacht. Ihr gelang ein Kunststück: Sie blieb unter der vorgegebenen Redezeit. Worauf Lammert anmerkte, sie habe eine „virtuelle Reserve“ angelegt. „Was ich allen weiteren Rednern als leuchtendes Beispiel für die Legislaturperiode empfehlen möchte.“