Bundeswehr zieht aus afghanischen Unruheprovinzen ab

Pul-i-Khumri (dpa) - Abzug aus der Kampfzone: Nach und nach verlässt die Bundeswehr die gefährlichsten Unruheprovinzen in Nordafghanistan, in denen zahlreiche deutsche Soldaten getötet wurden. Zuerst wird der „OP North“ geräumt.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière kündigte bei einem Besuch der deutschen Afghanistan-Truppe an, den Stützpunkt in der Unruheprovinz Baghlan noch in diesem Frühjahr zu verlassen. Bis Ende des Jahres soll nach bisheriger Planung auch das Feldlager in Kundus geschlossen werden, das als Symbol für den verlustreichsten Auslandseinsatz der Bundeswehr gilt. Übrig bleibt danach nur noch das Hauptquartier in Masar-i-Scharif als größerer Bundeswehrstandort in Nordafghanistan.

De Maizière bezeichnete den „Observation Post North“ in Baghlan als „besonderen Ort“ für die Bundeswehr. „Hier wandelte sich der Einsatz vom Brunnenbohren zum Kampfeinsatz“, sagte er bei einem Besuch des Stützpunkts. „Hier musste sich die Bundeswehr in besonderer Weise bewähren, kämpfen können und im Gefecht bestehen.“

Der im April 2010 aufgebaute „OP North“ liegt 70 Kilometer westlich von Kundus an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt. 500 deutsche Soldaten sind dort mit 200 Fahrzeugen und 450 Containern Material stationiert. Das Lager hatte traurige Berühmtheit erlangt, als ein afghanischer Soldat dort vor gut zwei Jahren ein Blutbad anrichtete und drei Bundeswehr-Angehörige tötete. „Das war eine schwere Belastungsprobe“, sagte de Maizière. Die Probleme mit den Afghanen seien aber überwunden. Afghanische Armee und Polizei sollen bis Ende nächsten Jahres alleine für die Sicherheit im Land sorgen.

Der Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan läuft bereits seit etwa einem Jahr. Die Truppe ist bereits von bis zu 5350 auf rund 4350 Soldaten verkleinert worden. Die Schließung des „OP North“ und des größeren Lagers in Kundus im Laufe des Jahres hatte die Bundesregierung bereits im November angekündigt, ohne genaue Daten zu nennen. Der Kampfeinsatz der Nato-geführten Schutztruppe Isaf soll Ende 2014 auslaufen. Danach soll sich ein kleinerer Nato-Einsatz auf die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte konzentrieren. Dafür sind 8000 bis 12 000 Soldaten vorgesehen. Wie viele Deutsche darunter sein werden, ist noch völlig offen.

De Maizière hat Afghanistan seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren bereits zehnmal besucht. Zuvor war er bereits als Innenminister am Hindukusch, um sich ein Bild von der Polizeiausbildung zu machen.