Die richtigen Antworten auf die Demografie-Frage
Bevölkerungsexperten kritisieren Regierung und Opposition wegen fehlender Konzepte.
Berlin. Ein Thema spielt im Wahlkampf praktisch keine Rolle: das Schrumpfen der Gesellschaft. Und das, obwohl der demografische Wandel Deutschland so sehr verändert wie kein anderes Thema, sagt das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in einer am Montag veröffentlichten Studie. Die Kritik der Experten: Weder Regierung noch Opposition haben bislang ein klares Konzept und keine Antworten auf sinkende Geburtenzahlen, steigendes Lebensalter, Fachkräftemangel und immer teurere Sozialsysteme.
„Die heikelsten Fragen bleiben ausgeklammert“, erklärte nun der Direktor des Berlin-Instituts, Reiner Klingholz, mit Blick auf die Bezahlbarkeit der Mütter- und Zuschussrenten sowie die „ungedeckten Multimilliarden-Pensionsansprüche der Beamten bei gleichzeitiger Schuldenbremse“ in den öffentlichen Haushalten.
Thema Einwanderungspolitik: Um dem Schwund des Arbeitskräftepotenzials wirksam zu begegnen, müssten im Saldo mindestens 200 000 Ausländer jährlich nach Deutschland kommen. Selbst dann würde die Zahl der Erwerbstätigen von heute gut 40 Millionen auf 35 Millionen im Jahr 2050 sinken. Ohne Zuwanderung wären es allerdings dann nur noch 26 Millionen.
Auch die Rente mit 67 kann laut Berlin-Institut nicht das letzte Wort zur Sicherung der Sozialsysteme sein. Es wird angeregt, das Renteneintrittsalter generell parallel zur steigenden Lebenserwartung zu erhöhen. In der Praxis hieße das, dass Ältere 2050 erst mit 69 in Rente gehen könnten und 2060 mit 70.