Guttenberg soll auch von Doktorvater kopiert haben
Berlin (dpa) - Der im Zuge einer Plagiatsaffäre zurückgetretene Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat angeblich auch bei seinem Doktorvater massiv abgekupfert.
Die Dissertation des ehemaligen Verteidigungsministers enthalte an 29 Stellen Fragmente aus Peter Häberles Standardwerk „Europäische Verfassungslehre“, ohne dass die Quelle ausreichend genannt sei, berichtete das Guttenplag-Wiki, ein Zusammenschluss von Internetnutzern zur Überprüfung der Doktorarbeit. Guttenberg habe 234 Zeilen kopiert, vor allem in Fußnoten. Dadurch verweise die Arbeit auf viele wissenschaftliche Werke, die Häberle für wichtig erachte, schreiben die Wiki-Autoren.
„Das hier dokumentierte Vorgehen zeigt, dass an vielen Stellen der Arbeit nicht einmal der Versuch einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung unternommen wurde“, heißt es weiter. Die Dokumentation und Einordnung von Quellen sei jedoch Kern wissenschaftlicher Textarbeit.
Durch zahlreiche ähnliche Funde war der Druck auf den Politiker so stark gewachsen, dass er vor gut einer Woche zurücktrat und auch sein Bundestagsmandat niederlegte. Weil er an zahlreichen Stellen Texte anderer Autoren übernahm, ohne diese zu kennzeichnen, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn. Die Universität Bayreuth hat Guttenberg den Doktortitel aberkannt.
Gleichwohl wünscht sich einer neuen Umfrage zufolge eine Mehrheit der Deutschen (62 Prozent) Guttenberg zurück auf die politische Bühne. Allerdings gibt es auch erhebliche Widerstände - selbst in den eigenen Reihen. Jeder fünfte CDU-Anhänger (20 Prozent), ein Viertel der CSU-Wähler (25 Prozent) und 31 Prozent der FDP-Klientel wollen nicht, dass Guttenberg nach den schweren Verfehlungen bei seiner Dissertation wieder ein wichtiges politisches Amt übernimmt. Das ergab eine Forsa-Umfrage für das Hamburger Magazin „Stern“. Zwei Drittel (69 Prozent) betrachten seinen Rücktritt als richtig.
CSU-Chef Horst Seehofer will „alles dafür tun“, dass der Ex- Verteidigungsminister rasch wieder politisch aktiv wird. Beim Politischen Aschermittwoch sagte Seehofer in Passau an den abwesenden Guttenberg gewandt: „Du bist einer von uns, Du bleibst einer von uns, und wir wollen, dass Du wieder zurückkehrst in die deutsche Politik.“
Weiter befand Seehofer: „Karl-Theodor hat an seinem politischen Talent und seiner Leistung für das Vaterland nichts dadurch verloren, dass er die Stärke hatte, zu seinen Fehlern zu stehen. In einer Demokratie hat eine solche Haltung Respekt verdient.“ Auch auf Aschermittwochsveranstaltungen anderer Parteien war Guttenberg Thema - wie schon bei den jüngsten Karnevalsumzügen wurde er dort vielfach mit Hohn und Spott überzogen.
Der Union hat die Plagiatsaffäre nicht nachhaltig geschadet. Im „Stern“-RTL-Wahltrend ist die Union mit 36 Prozent Zustimmung wieder so stark wie vor der Affäre. Im Vergleich zur Vorwoche stieg die Union nach der Umfrage des Instituts Forsa um zwei Prozentpunkte. Die SPD fiel um einen Punkt auf 26 Prozent. Die Grünen erreichen erneut 16 Prozent und die Linke 10 Prozent. Die Liberalen müssen mit konstant 5 Prozent weiter um den Einzug ins Parlament bangen.