Harald Wolf: Mann des Ausgleichs soll Linke befrieden
Der neue Geschäftsführer Harald Wolf gibt sich wenig optimistisch.
Berlin. Harald Wolf (61) soll als vorerst kommissarischer Bundesgeschäftsführer der Linken die hoffnungslos zerstrittene Partei wieder in ruhigeres Fahrwasser bringen. Nicht einmal 24 Stunden, nachdem der Rücktritt des bisherigen Geschäftsführers Matthias Höhn am vergangenen Donnerstag ruchbar wurde, hatten die beiden Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger Wolf als Nachfolger aus dem Hut gezaubert.
Bundespolitisch ist der gebürtige Offenbacher ein unbeschriebenes Blatt. Karriere machte der für seine ruhige Art geschätzte Realo in der Berliner Landespolitik. In der rot-roten Koalition (2002 bis 2011) brachte er es zum Wirtschaftssenator und stellvertretendem Bürgermeister. Inzwischen ist Wolf nur noch einfacher Abgeordneter im Senat.
Mitte der 80er stieß er zu den Berliner Grünen, die damals noch „Alternative Liste“ hießen. 1989 war er Mitverhandler bei der Bildung eines rot-grünen Senats. Schon damals machte sich Wolf einen Namen als beharrlicher Pragmatiker und Mann des Ausgleichs. 1990 verließ er die Grünen, um sich schließlich der Linken zuzuwenden, die noch unter PDS firmierte.
Seine Spitzenkandidatur für die Berliner Linken 2011 trug der Partei nur knapp zwölf Prozent ein, was auch an Wolfs dröger Ausstrahlung gelegen haben mochte. Ein Mann der Talkshows ist der Politologe sicher nicht.
Ob sich mit Wolf nun die große Versöhnung zwischen der Parteispitze und den Fraktionschefs Sarah Wagenknecht und Dietmar Bartsch einstellt? Daran glaubt er offenbar selbst nicht so recht. „Ich kann nur appellieren, die Diskussion in den Gremien zu führen und nicht über die Medien und nicht über Facebook“, sagte er gestern. Die Partei müsse wegkommen von personalisierten Auseinandersetzungen. Es klang wie eine flehentliche Bitte. Vielleicht ist Wolf in dem Ränkespiel auch nur ein Mann des Übergangs. Jedenfalls betonte er mehrfach, dass seine Zusage für den Geschäftsführer-Job nur bis zum nächsten ordentlichen Bundesparteitag im Juni 2018 gelte. Trocken fügte er hinzu: „Die Übernahme stand nicht in meiner Lebensplanung“.
Von Euphorie kann also keine Rede sein, eher von der Pflichtschuldigkeit eines Parteisoldaten. Riexinger indes zeigte sich hoffnungsvoll, dass Wolf der neue Job „so viel Spaß macht“, um es auch „länger“ auszuhalten. Bezeichnend allerdings, dass er selbst darüber lachen musste. vet