Immer mehr Väter machen Jobpause für Elterngeld
Wiesbaden/Berlin (dpa) - Immer mehr Väter in Deutschland legen im Job eine Familienpause ein und leben vom Elterngeld. Fast jeder vierte Mann, der im ersten Halbjahr 2009 Papa wurde, hat Elterngeld bezogen.
Bei den Babys, die 2008 geboren wurden, war es nur gut jeder fünfte Vater, berichtete das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden. Im ersten Jahr der Einführung des Elterngeldes (2007) blieb nur rund jeder sechste Vater eine Weile zu Hause beim Nachwuchs. Nach Ansicht von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) bleibt das Elterngeld eine wichtige Unterstützung für Familien nach der Geburt eines Kindes. Zugleich habe es eine „sehr positive gleichstellungspolitische Wirkung“. „Heute kann sich kein Personaler sicher sein, ob nicht auch der männliche Bewerber eine Weile zu Hause bleibt und Zeit für die Familie einfordert.“
Allerdings: Drei Viertel der Väter machen nur für einen recht kurzen Zeitraum von maximal zwei Monaten Babypause vom Beruf. Der Verdienstausfall ist bei Vätermonaten in der Regel nach wie vor höher. Von den Müttern der Neugeborenen waren sowohl 2008 als auch im ersten Halbjahr 2009 mehr als 96 Prozent in Elternzeit. Neun von zehn dieser Frauen bezogen ein Jahr lang Elterngeld.
Väter bekamen in der Elternzeit im ersten Halbjahr 2009 im Bundesdurchschnitt 1168 Euro pro Monat. Das war etwa ein Drittel mehr als die Mütter mit 856 Euro bekamen. Zugleich stieg das Elterngeld für Väter im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 3,3 Prozent stärker als das Plus bei den Müttern: Die Frauen bekamen nur 1,4 Prozent mehr.
Das Elterngeld wird seit 2007 bis zu 14 Monate an Väter und Mütter bezahlt, die weniger oder vorerst gar nicht mehr arbeiten und sich zu Hause um ihr Kind kümmern. Es beträgt in der Regel gut zwei Drittel des letzten durchschnittlichen monatlichen Nettogehaltes, das durch die Elternzeit wegfällt. Die Höchstgrenze liegt bei 1800 Euro, das Minimum bei 300 Euro pro Monat. Diese Summe wird bislang auch gezahlt, wenn es vor der Geburt des Kindes kein Einkommen gab. Arbeitslosengeld-II-Empfänger und Top-Verdiener, die „Reichensteuer“ zahlen müssen, erhalten es künftig aber nicht mehr.
Die Begeisterung der Männer für das Elterngeld ist in den einzelnen Bundesländern recht unterschiedlich: Am häufigsten haben sich die Väter in Sachsen und Bayern (je 30 Prozent) im ersten Halbjahr 2009 dafür entschieden. Besonders selten legten dagegen junge Väter im Saarland (14 Prozent) sowie in Nordrhein-Westfalen und Bremen (je 18 Prozent) eine Babypause ein.
„Es freut mich, dass immer mehr Väter Zeit für Verantwortung übernehmen. Das hilft den Müttern, fördert die Bindung zwischen Vater und Kind und wirkt sich außerdem positiv auf die Unternehmenskultur aus“, sagte Ministerin Schröder laut Mitteilung. „Wenn selbst der Chef diese Zeit für sich nimmt, traut sich auch der einfache Angestellte viel eher zu sagen "Muss das Meeting wirklich um 19.00 Uhr stattfinden? Ich hab meiner Tochter versprochen, dass ich sie heute ins Bett bringe."“ Davon profitiere dann auch die Angestellte, „weil sie nicht mehr die einzige ist, die versucht, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen“.