Aus für europäische Mond-Mission
Berlin (dpa) - Die Bundesregierung will in den nächsten Jahren mehr Geld für die Raumfahrt ausgeben. Von 1,2 Milliarden Euro im laufenden Jahr wird die staatliche Förderung bis 2014 auf 1,4 Milliarden Euro steigen.
Das ist weltweit hinter den USA, Russland, China, Japan und Frankreich das sechsthöchste Budget. Eine Mond-Mission mit Astronauten wird es aus Kostengründen auf absehbare Zeit aber nicht geben.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagte am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Raumfahrtstrategie der Regierung, im Weltall sei ein harter Konkurrenzkampf ausgebrochen. China, Indien, Südkorea und Brasilien investierten Milliarden. „Früher war Raumfahrt ein exklusiver Wettlauf mit wenigen ausgewählten Teilnehmern. Heute ist daraus schon fast ein Massensprint geworden.“
Dabei könnten die Industriestaaten längst nicht mehr auf das Wissen aus dem All verzichten. „Satelliten sind zum Rückgrat unserer Kommunikation und Logistik geworden“, sagte Brüderle. Sie würden bei Wetter, Verkehr, Telekommunikation noch wichtiger. Auch lieferten sie für Sicherheitsbehörden und Militär Daten im Anti-Terror-Kampf.
Der Raumfahrtkoordinator der Regierung, Staatssekretär Peter Hintze, bedauerte, dass es derzeit kein Geld für eine bemannte Mond-Mission gibt. Der Mond sei das Archiv der Erde und müsse weiter erforscht werden. „Ich persönlich bin davon überzeugt, dass die Menschheit zum Mond zurückkehren wird“, sagte der CDU-Politiker. Europa dürfe sein Know-how in der bemannten Raumfahrt nicht leichtfertig aufgeben, nur weil die Staaten derzeit knapp bei Kasse seien.
Im nächsten Jahr will die Regierung eine Art Weltraum-Haftpflicht für alle Akteure aus Politik, Wissenschaft und Industrie auf den Weg bringen. Es müsse verbindliche Regeln geben, damit das All nicht mit noch mehr Raumfahrt-Müll verschmutzt werde. „Ein Verkehrskollaps im All wäre fatal“, sagte Brüderle. Mit einem Weltraumgesetz soll vorgeschrieben werden, dass zum Beispiel Betreiber von Satelliten künftig die Kosten bezahlen müssen, um defekte Geräte aus dem All zurückzuholen und zu entsorgen.
Nach Angaben von Hintze ist Deutschland an großen internationalen Forschungsprojekten im Weltall beteiligt. So soll Ende Februar ein Space Shuttle ein Alpha-Magnet-Spektrometer zur Internationalen Weltraumstation ISS bringen. Das 30 Tonnen schwere Gerät soll schwarze Löcher (Anti-Materie) erforschen. Federführend beteiligt seien Wissenschaftler aus Aachen und Karlsruhe. Zusammen mit den Franzosen soll 2013 oder 2014 die Mission „Merlin“ starten. Dabei soll gemessen werden, wie viel Methangas - ein Klima-Killer - aus Weltmeeren, Reisfeldern oder Permafrostböden aufsteigt.