Digitalpakt für Schulen In der Kreidezeit

Meinung | Berlin · Breitbandanschluss? WLAN? Fehlanzeige. Bund und Länder müssen dringend zu Potte kommen.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Die Lehrer arbeiten vornehmlich mit Smartboards, einer interaktiven Tafel. Und die Lehrbücher sind demnächst auch digital. So ist das in Estland. Dort gehört das digitale Klassenzimmer längst zum Bildungsalltag. In Deutschland dagegen müssen sich häufig hunderte Schüler im Unterricht ein paar Dutzend museumsreife Computer teilen. Breitbandanschluss? WLAN? Fehlanzeige.

Umso bizarrer wirkt der Streit, den Bund und Länder beim sogenannten Digitalpakt für Deutschlands Schulen aufführen. Berlin bietet fünf Milliarden Euro an, um die Kreidezeit dort endlich zu beenden, verlangt dafür aber auch die Durchsetzung bestimmter Qualitätsstandards sowie eine hälftige Co-Finanzierung von künftigen Bildungs- und anderen Programmen durch die Länder. Von denen malen einige deshalb jetzt das Gespenst einer zentralistischen „Einheitsschulpolitik“ an die Wand, und alle gemeinsam lehnen die Festschreibung einer paritätischen Finanzierung ab. Motto: Der Bund soll gefälligst Geld rausrücken, aber ansonsten die Klappe halten. Nach der Ministerpräsidentenkonferenz am Mittwoch in Berlin haben sich die Fronten hier sogar noch weiter verhärtet. So droht der Digitalpakt grandios zu scheitern. Zumindest liegen die Mittel dafür bis auf weiteres auf Eis.

Eltern und Schüler werden darüber nur den Kopf schütteln. Ihnen ist es herzlich egal, aus welcher Kasse das dringend benötigte Geld für den digitalen Schulausbau genau kommt. Hauptsache, es kommt überhaupt. Und was den Angriff auf die Bildungshoheit der Länder angeht, so kann ein bisschen Einheitsschulpolitik wohl auch nicht schaden. Wenigstens bei Standards und Ausstattung. Wer schon einmal mit seinem schulpflichtigen Kind von einem Bundesland in ein anderes umgezogen ist, der wird jedenfalls nicht gerade ein Loblied auf das föderale Bildungswesen anstimmen. Kleinstaaterei im globalen und digitalen Zeitalter, das geht gar nicht. Bund und Länder müssen dringend zu Potte kommen. Sonst heißt es: Setzen, sechs!