Kriminalstatistik: Sorge über Internet-Straftaten

Berlin (dpa) - Die Bürger werden zunehmend Opfer von dreisten und hoch spezialisierten Tätern im Internet. Im vergangenen Jahr erfassten die Ermittler rund 223 600 Straftaten, die über das weltweite Netz begangen wurden.

Dies ist der bislang höchste Wert. Im Vergleich zum Vorjahr lag der Anstieg bei mehr als acht Prozent. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik 2010 hervor, die Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vorstellte. Die Täter der virtuellen Welt hätten ausgefeilte Methoden - die Aufklärung von Straftaten im Netz sei deshalb schwierig.

„Ich glaube, dass wir in diesem Bereich ein enormes Problem bekommen mit Kreditkartenbetrug, mit allen möglichen kriminellen Handlungen im Netz und gegen das Netz“, sagte Friedrich. „Insofern ist das eine der großen und wichtigen Herausforderungen.“

Am häufigsten wird das „Tatmittel Internet“ für Betrugsdelikte benutzt. Aber es geht zunehmend auch darum, Daten auszuspähen und abzufangen oder sich fremde Zugangsberechtigungen zu erschleichen. Friedrich verwies darauf, dass ein ausgedehnter Handel mit Programmen existiert, die gezielt Schaden im Netz anrichten. Die Opfer bekämen oft nicht mit, dass ihr Computer angegriffen worden sei. Firmen scheuten sich auch vor Anzeigen, weil sie um ihren Ruf fürchteten.

Bereits Anfang der Woche hatte Friedrich bei einem Besuch des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden für eine engere Zusammenarbeit von Providern, Wirtschaft, Bürgern und Staat plädiert, um die Internet-Kriminalität einzudämmen. Ermittler des Bundeskriminalamtes hatten Untergrund-Preise zum Beispiel für ein unter falschem Namen eingerichtetes Bankkonto (800 Euro), für ein ebenso erworbenes Fach in einer Paket-Packstation (35 Euro) oder für die Daten einer Kreditkarte samt Geburtsdatum des Besitzers (5 Euro) genannt.

Insgesamt ist die Zahl aller erfassten Straftaten in Deutschland im Jahr 2010 aber gesunken - von rund 6,05 Millionen auf rund 5,9 Millionen. Damit liegt die Zahl erstmals seit der Einführung der gesamtdeutschen Statistik unter der Marke von 6 Millionen. Die Aufklärungsquote stieg auf 56 Prozent. Am höchsten lag sie mit 65,3 Prozent in Thüringen. An zweiter Stelle rangierte Bayern mit einer Quote von 64,6 Prozent und an dritter Stelle Niedersachsen mit 62,9 Prozent. Am niedrigsten lag sie mit 46,2 Prozent in Hamburg.

Im Vergleich der Städte mit mehr als 200 000 Einwohnern gibt es die meisten Straftaten pro 100 000 Einwohner nach wie vor in Frankfurt. Auf dem zweiten und dem dritten Platz liegen wie schon im Jahr 2009 Hannover und Berlin. Nach den Worten Friedrichs haben die Ballungszentren vor allem auch mit Jugendkriminalität zu kämpfen. Insgesamt weist die Statistik aber auch hier sinkende Tendenzen aus. Demnach ging die Zahl tatverdächtiger Jugendlicher im Alter von 14 bis unter 18 Jahre um 6,9 Prozent auf rund 231 500 zurück.

Friedrich (CSU) forderte härtere Strafen für junge Täter. Ein Warnschussarrest könne gerade im Bereich der Jugendkriminalität weiterhelfen. Sein hessischer Amtskollegen Boris Rhein (CDU) sagte, er finde die Diskussion richtig, dass bei Heranwachsenden das Erwachsenenstrafrecht angewandt werden sollte. Der wichtigste Punkt sei jedoch, dass die Strafe für eine Tat auf dem Fuße folgen müsse.

In vielen klassischen Kriminalitätsfeldern sanken die Zahlen - so bei der Gewaltkriminalität (-3,5 Prozent) und Diebstahl (-1,8 Prozent). Insgesamt gab es 2218 Fälle, die Mord oder Totschlag zugerechnet wurden - das waren 59 Fälle weniger als 2009. Gestiegen ist allerdings die Zahl der Wohnungseinbrüche, nämlich um mehr als 6 Prozent auf rund 121 300. Und auch bei der Zahl der erfassten Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen gab es eine Zunahme - um mehr als 5 Prozent auf mehr als 7700.