Massives Polizeiaufgebot muss Flüchtlinge in Freiberg schützen

Freiberg (dpa) - Sitzblockaden, Angriffe auf Busse und Schlagstöcke im Einsatz: Bei der Ankunft Hunderter Flüchtlinge auf der Durchreise haben sich am Bahnhof im sächsischen Freiberg dramatische Szenen abgespielt.

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Mit einem Großeinsatz mussten rund 200 Polizisten die Ankunft eines Sonderzugs aus Passau mit mehr als 700 Flüchtlingen am Sonntagabend absichern. In Freiberg sollten die Migranten in Busse umsteigen und zu Unterkünften nach Dresden und Leipzig weiterreisen. Etwa 400 Demonstranten hatten unter anderem mit Sitzblockaden versucht, dies zu verhindern - darunter laut Polizei auch Rechtsorientierte. Drei Polizisten wurden bei den Krawallen leicht verletzt.

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Nach Einschätzung der Landesdirektion handelte es sich um bisher in Sachsen „beispiellose Auseinandersetzungen“. „Dass ein Transport sowie die Mitarbeiter massiv angegriffen wurden, das haben wir in dieser Form so noch nicht gehabt“, sagte ein Sprecher der Verwaltungsbehörde am Montag. Auch Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) sieht Grenzen überschritten: „Wenn denjenigen, die nichts dafür können, dass sie dort anlanden, Protest entgegengebracht wird, dann wurden da auch Anstandsgrenzen überschritten.“

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Auf ihrem Weg aus Freiberg heraus wurde der Konvoi aus 13 mit Flüchtlingen besetzten Bussen sowie Polizei- und DRK-Fahrzeugen auch mit Lebensmitteln beworfen. Ein Wagen der Polizei wurde beschädigt.

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Die Bilanz: Acht Strafanzeigen, zwei Platzverweise. Festnahmen habe es keine gegeben, erklärte ein Polizeisprecher auf Anfrage. Die Polizei löste die Sitzblockaden mit „unmittelbarem Zwang“ auf, in einem Fall kamen Pfefferspray und Schlagstock zum Einsatz.

Flüchtlinge, die zuvor mit einem Sonderzug angekommen waren, warten derweil im Bus auf die Weiterfahrt.

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In den sozialen Netzwerken wurde vorher spontan zu dem Protest aufgerufen. Auch rund 50 Gegendemonstranten hatten sich laut Polizei vor dem Bahnhof versammelt. Zwischen den beiden Seiten habe eine aufgeheizte und aggressive Stimmung geherrscht, hieß es.

Am Montagabend wollte in Dresden die fremdenfeindliche Pegida-Bewegung erneut auf die Straße gehen. Zum Gegenprotest aufgerufen hat eine Initiative Gepida - was für „Genervte Einwohner protestieren gegen Intoleranz Dresdner Außenseiter“ steht. Vor einer Woche hatten nach Schätzungen jeweils 15 000 bis 20 000 Anhänger beider Lager beim ersten Jahrestag von Pegida demonstriert. Dabei war es trotz eines massiven Polizeieinsatzes am Rande zu Gewalttätigkeiten gekommen.