Mord an Entwicklungshelfern: Berlin will Aufklärung

Berlin/Kabul (dpa) - Die Bundesregierung hat von Afghanistan Aufklärung über den mutmaßlichen Mord an zwei deutschen Entwicklungshelfern verlangt.

Regierungssprecher Steffen Seibert forderte die afghanische Regierung am Mittwoch auf, „alles in ihrer Macht Stehende zu tun“, um die Täter zu fassen. Die Särge mit den Leichnamen sollen in den nächsten Tagen nach Deutschland gebracht werden. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar.

Inzwischen geht jedoch auch die Bundesregierung davon aus, dass die zwei Männer im Alter von 59 und 69 Jahren Opfer eines Gewaltverbrechens wurden. Die Helfer seien „dem Hass, der Gier und der Gewalt zum Opfer gefallen“, sagte Seibert. Ihre Leichen waren erst am Dienstagabend identifiziert worden. Die Ergebnisse einer gerichtsmedizinischen Untersuchung stehen noch aus.

Die erfahrenen Entwicklungshelfer waren im Auftrag der staatlichen Entwicklungshilfsorganisation GIZ sowie der evangelischen Christusträger Bruderschaft in Afghanistan. Am 19. August verschwanden sie bei einer privaten Wanderung in der Provinz Parwan nördlich von Kabul. Dort wurden am Montag auch ihre Leichen entdeckt. Nach Angaben der Provinzregierung fielen sie einem Raubmord zum Opfer. Vermutlich wurden sie erschossen.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach den Familien im Bundestag seine Anteilnahme aus. „Der Tod macht uns alle betroffen. Wir trauern mit den Freunden und Angehörigen.“ Am Mittwoch befanden sich die beiden Toten noch im US-Militärstützpunkt Bagram, wo sie auch identifiziert worden waren. Die Bundesregierung ließ offen, ob es Lösegeldforderungen gab.

Die Christusträger Bruderschaft im fränkischen Triefenstein teilte mit: „Am 6. September wurde unser Bruder Siegbert als einer der beiden Toten identifiziert. Er wurde Opfer eines Gewaltverbrechens.“ Der Werkzeugmachermeister aus Meißen (Sachsen) habe seit drei Jahren in einer Ausbildungswerkstatt in Kabul gearbeitet.

Bei dem zweiten Toten handelt es sich um einen 59-jährigen Beschäftigten der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), der seit 2008 ebenfalls in Kabul arbeitete. Er war bereits seit 1997 für die staatliche Entwicklungshilfe tätig. In seiner schwäbischen Heimatgemeinde Ditzingen-Heimerdingen sagte Ortsvorsteher Fritz Hämmerle: „Es sind alle hier bestürzt.“

Afghanistan gehört zu den größten Empfängerländern von deutscher Entwicklungshilfe. Allein von staatlicher Seite sind dort annähernd 2000 deutsche Helfer tätig. Hinzu kommen mehrere Dutzend Entwicklungshelfer, die im Auftrag von privaten Organisationen unterwegs sind.