Nahverkehrsbranche droht mit Preisanstieg

Die Abgabe für den Ökostrom kommt vielleicht bald auch auf die Verkehrsbetriebe und ihre Fahrgäste zu.

Berlin. Für jemanden, der gerade Rekordzahlen verkünden konnte, zeichnete Jürgen Fenske ein ziemlich düsteres Bild. Das deutsche Straßen- und Schienennetz werde dauerhaft Schaden nehmen, wenn es nicht endlich ordentlich finanziert werde, sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am Freitag in Berlin. Und mit dem jahrelangen Wachstum der Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr könnte es bald vorbei sein.

Denn den Eisenbahnunternehmen droht im kommenden Jahr ein Aufschlag auf den Strompreis, von dem sie bislang zum Großteil befreit waren und der dem Ausbau der Ökostromproduktion dient. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) und die Bundesländer erwägen, die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), derzeit 5,28 Cent pro Kilowattstunde, auch den Bahnen aufzubrummen. „Man kann nur hoffen, dass der absurde Schritt nicht gemacht wird“, sagte Fenske. „Wer die Energiewende will, braucht auch die Verkehrswende.“

Die höhere Belastung von rund 230 Millionen Euro, die sich 51 Bahnunternehmen teilen würden, hätte aus Sicht der Branche zwei Folgen: Die aus Umweltgründen gewünschte Verlagerung von Personen- und Güterverkehr von der Straße auf die Schiene werde behindert. Und die Bürger müssten für die Nutzung von Bussen und Bahnen tiefer in die Tasche greifen.

Im Nahverkehr würden die Tickets dann 2014 voraussichtlich zusätzlich um drei Prozent erhöht werden, warnte Fenske. Im Ergebnis könnte das einen Preisanstieg von bis zu sieben Prozent bedeuten. Denn auch die weiter steigenden Kosten für Personal und Diesel werden an die Kunden weitergegeben.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen mit seinen 600 Mitgliedsunternehmen, darunter die Deutsche Bahn AG, hat allerdings noch Hoffnung, die Zahlung der Ökostrom-Umlage noch abzuwenden und ist dafür mit seinen Leuten in der Lobby des Bundestages unterwegs. „Wir haben gehört, dass die Tür zu diesem Thema noch nicht verschlossen ist“, berichtete Fenske, im Hauptberuf Vorstandschef der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB).