Parteivorsitz Neue Folge von „Die SPD sucht das Superduo“

Berlin. · Am 29. November endet die Stichwahl zwischen den Bewerberpaaren um den Parteivorsitz.

Zwischenziel: Die Kandidatenpaare Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken sowie Olaf Scholz und Klara Geywitz (v. l. n. r.) gratulieren einander.

Foto: dpa/Bernd Von Jutrczenka

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil guckt offenbar gelegentlich „Germany’s Next Topmodel“. Jedenfalls dankt er ganz wie Heidi Klum „allen, die es heute nicht auf die Bühne geschafft haben“. Beifall im Publikum, manche Träne bei den acht Betroffenen. Geschafft haben es Olaf Scholz (61) mit Klara Geywitz (43) sowie Norbert Walter-Borjans (67) mit Saskia Esken (58). Diese beiden Paare sind in der Endauswahl um den Parteivorsitz. Am 29. November wird die letzte und entscheidende Folge von „Die SPD sucht das Superduo“ zu sehen sein.

Gespannte Stille im Willy-Brandt-Haus, als das Ergebnis am Samstag um 18.12 Uhr verkündet wird. Seit dem frühen Morgen haben 250 Wahlhelfer die rund 226.000 abgegebenen Stimmen ausgezählt. Wieder kommt die schon berühmte Schlitzmaschine der Post zum Einsatz, die die Partei zuletzt beim Mitgliederentscheid über die große Koalition ausgeliehen hatte. Das Ergebnis ist hauchdünn. Scholz und Geywitz liegen mit 22,68 Prozent knapp vor ihren Rivalen Borjans/Esken, die 21,04 Prozent erreichen. 

Am dichtesten folgen Michael Roth und Christina Kampmann mit 16,28 Prozent, die das jüngste Team waren. Roth zieht trotz der Niederlage für sich eine positive Bilanz der Bewerberkür, die mit 23 Regionalveranstaltungen außerordentlich kraftraubend war: „Wir haben die Partei belebt“, sagt er. „Die SPD braucht mehr Optimismus.“

Auch Karl Lauterbach und Nina Scheer hatten sich mehr erhofft, liegen aber nun mit 14,63 Prozent nur auf Platz vier, nahezu gleichauf mit Boris Pistorius und Petra Köpping. Doris Schröder-Köpf, Lebensgefährtin von Pistorius, ist an diesem Tag mitgekommen, muss aber nicht groß trösten. „Ich bin nicht traurig. Ich habe in Niedersachsen eine Menge zu tun im Kampf gegen Rechts“, sagt der SPD-Innenminister des Landes.

Ralph Stegner guckt noch
miesepetriger als sonst

Abgeschlagen mit 9,63 Prozent liegen Gesine Schwan und Ralph Stegner auf dem letzten Platz. „Wir haben uns achtbar geschlagen“, sagt Stegner und guckt dabei noch miesepetriger als sonst. „Es war wichtig, dass wir angetreten sind.“ Keiner der Unterlegenen will eine Empfehlung für die Stichwahl abgeben. Dass die Jusos sich für Borjans/Esken aussprachen, ist vor allem Lauterbach und Pistorius sauer aufgestoßen.

Die Beteiligung beträgt 53 Prozent. Das ist zwar deutlich über dem erforderlichen Mindestquorum von 20 Prozent, doch unter den Journalisten wird diskutiert, ob es nicht beschämend wenig ist. Die kommissarische Parteivorsitzende Malu Dreyer winkt bei dieser Frage sofort ab. Bei den Grünen vor zwei Jahren seien es auch kaum mehr gewesen. Ebenso nicht, als die SPD im Jahr 1994 schon einmal per Urwahl über den Parteivorsitz abstimmte. Dreyer fügt hinzu: Im zweiten Wahlgang werde die Beteiligung sicher zunehmen. „Weil es dann auch mehr Zuspitzung gibt.“

Die ist zwischen den beiden jetzt noch konkurrierenden Paaren zunächst aber nicht zu spüren. Sie umarmen sich sogar gegenseitig, als das Ergebnis bekanntgegeben wird. Journalisten, die versuchen, in der Frage große Koalition einen Unterschied herauszukitzeln oder gar eine Konfrontation, kommen nicht weit. Das Ergebnis, meint Scholz, sage nichts über die Zukunft der Großen Koalition aus. Darüber werde der Parteitag am 6. Dezember entscheiden.

Auch Walter-Borjans findet, „dass die Groko in diesem Wettbewerb nicht das Thema war, es ging um Inhalte“. Und für die Zukunft des Regierungsbündnisses legt er sich nicht eindeutig fest: „Es gibt eine Menge Fragen, die mit der großen Koalition nur schwer umzusetzen sind“, sagt er schwammig. Ähnlich seine Partnerin Saskia Esken. Sie sehe „eigentlich“ keine Chance, mit der Union eine gemeinsame Ebene für anstehende Themen zu finden. Eigentlich.