Ökonom gibt Sarrazins Anti-Euro-Thesen Rückendeckung
Berlin (dpa). Der frühere SPD-Finanzsenator und Bundesbanker Thilo Sarrazin hat der deutschen Politik schwere Versäumnisse bei der Einführung des Euro vorgeworfen. Eine Währungsunion ohne politische Union habe niemals Bestand.
Dieser Anstrengung habe sich die Politik aber nicht unterzogen, sagte Sarrazin am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung seines umstrittenen Buches „Europa braucht den Euro nicht“. Deutschland sei stattdessen eine unklare Wette auf Kosten deutscher Interessen eingegangen.
Der Ökonom Prof. Stefan Homburg stützte etliche Aussagen Sarrazins und zog teils radikalere Schlüsse. „Ich sehe das Buch als Aufklärung“, sagte er bei der Präsentation. Das Buch sei sehr ausgewogen und fundiert. Es sei aber kein „Kochbuch“ für Euro-Retter. Keine der Thesen sei eine „steile These“, sagte der Experte für öffentliche Finanzen.
Zentrale These in Sarrazins Buch ist, dass der Euro bisher überwiegend Nachteile gebracht habe. Für Empörung noch vor Erscheinen hatte die These gesorgt, dass die Deutschen als Buße für Weltkrieg und Holocaust bereit seien, auch ihr Geld in europäische Hände zu legen.
Der Volkswirt fordert, dass Länder, die dauerhaft gegen den Stabilitätspakt verstoßen, den Euro-Raum verlassen. Griechenland hält er für einen hoffnungslosen Fall. Als „vollkommen unbezweifelbar“ nannte Homburger den Vergleich zwischen Griechenland und Estland beim Pro-Kopf-Einkommen.
Das Euro-Land Estland liege bei der Hälfte des griechischen Niveaus. Dennoch hätten die Esten, die von der Krise stärker betroffen seien, den privaten Verbrauch weit stärker gesenkt als die Griechen. Über diese Härten berichteten Medien aber nicht.