Plagiat: „Wollte Familie nicht enttäuschen“
Die Universität Bayreuth fällt ein vernichtendes Urteil über die Dissertation von zu Guttenberg.
Bayreuth. Das Urteil der Universität Bayreuth kann vernichtender kaum sein: Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat weite Teile seiner Doktorarbeit planmäßig abgeschrieben und vorsätzlich getäuscht. 48 Passagen listet die Selbstkontrollkommission der Wissenschaft der Universität in der 475 Seiten umfassenden Dissertation auf, die Guttenberg wortwörtlich übernommen hat, ohne die Autoren zu zitieren.
„Fälschungen durchziehen die Arbeit als werkprägendes Arbeitsmuster“, urteilt der Kommissionsvorsitzende Prof. Stephan Rixen. Die Kommission stützte sich auf Hinweise das GuttenPlag Wiki, auf eigene Recherchen und Hinweise aus der Wissenschaft.
In seiner dreiseitigen Stellungnahme an die Kommission beschrieb Guttenberg ein ungeordnetes Vorgehen bei der Vorbereitung seiner Arbeit. Er habe Materialien in nahezu allen denkbaren Formen gesammelt und archiviert, in Buchform, als Papierkopien und auf mehr als 80 Disketten. Diese befanden sich auf mehreren Laptops, die er an verschiedenen Wohnorten aufbewahrte. Diese „Rohlinge“ oder „Gedankensteinbrüche“ habe er eingearbeitet, ohne gleichzeitig die Zitate und Fußnoten mit einzubauen.
Als Ursache für die „gelegentlich chaotischen Züge“ in seiner Arbeit nannte Guttenberg die berufliche und familiäre Mehrfachbelastung sowie die Übernahme neuer politischer Ämter. Durch die vielfache Dauerbelastung sei ihm die Arbeit „teilweise über den Kopf gewachsen“. Der „Zeitdruck war nach seiner Darstellung eingebettet in die Erwartungshaltung der Familie, dass die bestehenden Anforderungen erfolgreich bewältigt würden“, zitierte ihn die Kommission. Zudem habe er seinen Doktorvater nicht enttäuschen wollen. „Ich wollte mir eine Schwäche nicht eingestehen.“
Die Rolle von Doktorvater Prof. Peter Häberle und der Vergabe der Höchstnote „Summa cum Laude“ konnte die Kommission nicht vollständig klären.
„Von der Idee fasziniert“, die Entstehungsprozesse der Verfassungen in den USA und der EU zu vergleichen, habe er Guttenberg „ganz gewiss vertraut in einer Art und Weise, die altmodisch erscheinen mag“, urteilte die Kommission. Geleitet von seinem pädagogischen Optimismus habe Häberle sich nicht vorstellen können, dass mit ihm nicht wahrhaftig umgegangen werde.