SPD-Duos Die SPD-Kandidaten im Überblick
Berlin. · Bevor sich die Sozialdemokraten auf eine neue Spitze festlegen, müssen die Interessenten noch ordentlich Wahlkampf betreiben. Doch wer sind die Bewerber überhaupt?
Acht Kandidatenpaare und ein Einzelbewerber treten an, um SPD-Vorsitzende zu werden. An diesem Mittwoch stellen sie sich in Saarbrücken auf der ersten von 23 Regionalkonferenzen vor. Ab Mitte Oktober entscheidet dann die Basis per Mitgliedervotum. Falls dort kein Paar (oder Einzelbewerber) die absolute Mehrheit erreicht, kommen die beiden besten in die Stichwahl. Was unterscheidet die Kandidaten und welche Chancen haben sie auf die Endrunde?
Olaf Scholz und Klara Geywitz: Vizekanzler Olaf Scholz ist der einzige Kandidat aus der ersten Reihe, was ihm einen Vorsprung gibt. Allerdings ist der 61-Jährige beim linken Flügel als Befürworter der Agenda-Reformen und der großen Koalition unten durch. Er hatte lange gezögert. Seine Partnerin Klara Geywitz (43) ist bundespolitisch ziemlich unbekannt. Am Sonntag verpasste sie den Wiedereinzug in den Brandenburger Landtag. Chancen für das Erreichen der Stichwahl: groß.
Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken: Beide wurden letzte Woche vom Landesvorstand der wichtigen NRW-SPD nominiert. Walter-Borjans, 66, hat als NRW-Finanzminister einst Schweizer Steuer-CDs aufgekauft, womit er berühmt wurde. Esken, 58, ist Bundestagsabgeordnete aus Baden-Württemberg und für Digitalpolitik zuständig. Beide wollen mehr Steuergerechtigkeit. Gegenüber der GroKo äußern sie sich skeptisch. Chancen: mittel.
Boris Pistorius und Petra Köpping: Pistorius, 59, hat sich als niedersächsischer Innenminister auch bundesweit profiliert. Hart bei Abschiebungen und gegen Islamisten, offen für Flüchtlinge und Integration. Er ist mit Doris Schröder-Köpf, der früheren Frau von Ex-Kanzler Schröder, liiert. Petra Köpping, 61, ist Integrationsministerin in Sachsen. Beide gehören dem pragmatischen Parteiflügel an und sind gegenüber der GroKo moderat-kritisch eingestellt. Chancen: mittel.
Weitere Vertreter aus Nordrhein-Westfalen
Michael Roth und Christina Kampmann: Roth, 49, ist Staatsminister im Auswärtigen Amt und war Generalsekretär der hessischen SPD. Kampmann, 39, war in NRW Familienministerin. Ihr Schwerpunkt: Sie wollen die Partei jünger und flotter machen. Zum Beispiel das Präsidium abschaffen und zwei Plätze im Vorstand unter den Mitgliedern verlosen. Freilich sind das im innerparteilichen Wahlkampf nicht die Hauptthemen. Chancen: gering.
Karl Lauterbach und Nina Scheer: Sie sind die aussichtsreichsten Bewerber vom linken Flügel. Beide stehen klar für einen schnellen Ausstieg aus der GroKo und versuchen damit zu punkten. Der Kölner Lauterbach, 56, ist als Gesundheits- und Sozialexperte bundesweit bekannt. Scheer, 47, hat ihren Wahlkreis in Schleswig-Holstein und steht für eine konsequente Klimaschutzpolitik. Chancen: mittel.
Simone Lange und Alexander Ahrens: Lange, 42, ist Oberbürgermeisterin von Flensburg und bewarb sich bereits 2018 überraschend für den Parteivorsitz. Auch, weil sie die GroKo ablehnte. Zwar verlor sie, machte sich aber bundesweit einen Namen. Ahrens, 53, ist gebürtiger West-Berliner und seit 2015 Oberbürgermeister von Bautzen, Sachsen. Erst 2017 trat er in die SPD ein. Beide verstehen sich als linke Basis-Kandidaten. Chancen: gering.
Ralf Stegner und Gesine Schwan: Stegner, 59, ist Parteilinker und war lange stellvertretender Vorsitzender. 2018 gab er sein Amt als SPD-Landeschef in Schleswig-Holstein ab. Gesine Schwan, 76, war 2009 SPD-Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin, scheiterte aber. Beide wollen raus aus der GroKo. Chancen: gering.
Hilde Mattheis und Dierk Hirschel: Seit Jahren kritisiert Hilde Mattheis den Vorstandskurs, ob bei der Agenda 2010 oder dem aktuellen Koalitionsvertrag. Mit dem Verdi-Gewerkschaftssekretär Dierk Hirschel, 49, hat sie einen passenden Partner gefunden. Chancen: gering.
Karl-Heinz Brunner: Der 66-jährige Bundestagsabgeordnete aus Bayern ist der einzige Einzelbewerber, was in Zeiten der Doppelspitzen von Mann und Frau schon ein Hinderungsgrund ist. Er trat an, weil es seiner Meinung nach zu viele linke Kandidaten gab. Chancen: aussichtslos.