Westerwelle will kämpfen

FDP: Der Parteichef hat bisher zur Rebellion gegen ihn geschwiegen. Am Sonntag redete er Klartext.

Berlin. Bei Guido Westerwelles vermutlich letztem großen Auftritt in diesem Jahr fehlte der Titel schon. In der ZDF-Spendengala „Ein Herz für Kinder“ kündigte Thomas Gottschalk am Samstagabend den Vizekanzler und Außenminister an, nicht jedoch den FDP-Chef. Aber die Auslassung war natürlich nur dem Protokoll geschuldet.

Westerwelle jedenfalls machte am Tag danach seinen vielen Kritikern deutlich, dass er den Parteivorsitz nicht kampflos abgeben will. Dann verabschiedete er sich für zwei Wochen nach Ägypten.

Nachdem er tagelang zur FDP-Führungskrise geschwiegen hatte, erfolgte die Klarstellung dann mit einem doppelseitigen Interview in der „Bild am Sonntag“. Auf einer 16-Zentimeter-Schlagzeile machte Westerwelle deutlich: „Ich verlasse das Deck nicht, wenn es stürmt.“ In die Seemannssprache verfällt der Hobbysegler gern, wenn es ernst wird. Legendär ist der Spruch, mit dem er sich einst gegen Widersacher Jürgen Möllemann zur Wehr setzte: „Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, ist einer, der die Sache regelt. Und das bin ich!“

Fast zehn Jahre liegt das schon zurück. Westerwelle war gerade neu im Amt. Jetzt steckt er in seiner schlimmsten Krise. Viele trauen ihm nicht mehr zu, die Lage noch zu wenden — die Partei krebst seit Monaten an der Fünf-Prozent-Hürde, für einen Außenminister sind seine Beliebtheitswerte katastrophal. Inzwischen wird sogar offen rebelliert. Im Südwesten, wo am 27. März in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz neue Landtage gewählt werden, ist die Stimmung besonders schlecht.

Aber auch die Hessen-FDP, die Kommunalwahlen überstehen muss, hält nicht länger still. Als erste Parteigröße legte Landeschef Jörg-Uwe Hahn seinem Bundesvorsitzenden nahe, beim Dreikönigstreffen am 6. Januar in Stuttgart seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur zu erklären.

Hahn hatte den Mut, Westerwelle seine Empfehlung ins Gesicht zu sagen — am Donnerstagabend in einer Runde, bei der auch die anderen Vize-Ministerpräsidenten der FDP dabei waren. Antwort: Danke für den Rat, aber das komme nicht in Frage.