Zwei entführte Deutsche in Kolumbien wieder frei
Bogotá/Berlin (dpa) - Die beiden in Kolumbien entführten deutschen Touristen sind wieder frei. Vier Monate nach ihrer Verschleppung wurden die Rentner am Freitag von der ELN-Guerilla an das Internationale Rote Kreuz (IKRK) übergeben.
„Wir freuen uns, dass diese beiden Menschen wieder frei sind“, sagte der Leiter der kolumbianischen IKRK-Delegation, der Spanier Jordi Raich, in Bogotá. Die beiden Männer wurden noch am Abend von Vertretern der deutschen Botschaft in Empfang genommen.
„Ich bin sehr erleichtert, dass die beiden Deutschen wieder frei und in sicherer Obhut der deutschen Botschaft sind“, erklärte Außenminister Guido Westerwelle in Berlin. „Damit haben auch für ihre Familien viele Wochen der Angst und Ungewissheit ein gutes Ende gefunden. Wir hoffen, dass sie sobald wie möglich zu ihren Familien nach Deutschland zurückkehren können.“
Die beiden Rentner aus Bayern und Südhessen waren am 3. November im ölreichen Nordosten Kolumbiens von Rebellen der „Nationalen Befreiungsarmee“ (ELN) entführt worden. Die Brüder waren im Alter von 69 und 72 Jahren in einem Geländewagen durch Lateinamerika gereist. Die Rebellen gaben an, die Weltreisenden für Spione gehalten zu haben.
In Hessen wurde die Nachricht von der Freilassung zunächst mit Vorsicht und dann mit großer Freude aufgenommen. „Das ist wie Weihnachten und Ostern auf einen Tag“, sagte Bürgermeister Horst Bitsch aus Höchst im Odenwaldkreis, als er sich schließlich sicher war. Einer der beiden Touristen stammt aus Höchst. „Die Familie fühlt sich erleichtert.“ Der Entführte sei während der Geiselhaft 73 Jahre alt geworden. Wie es ihm gesundheitlich gehe, sei noch nicht im Detail bekannt. „Wann er nach Hause kommt, ist auch noch unklar.“
Die Freilassung hatte sich zuletzt zur Nervenprobe entwickelt. Ursprünglich sollten die Männer bereits am Donnerstag freigelassen werden, die Übergabe verzögerte sich nach Angaben der IKRK jedoch aus logistischen Gründen. Nach Informationen der Zeitung „El Tiempo“ konnte die Operation zunächst nicht durchgeführt werden, weil der vereinbarte Übergabeort im Nordosten Kolumbiens nur schwer zu lokalisieren gewesen sei.
Der Hubschrauber des IKRK habe bei Anbruch der Nacht wieder zurückfliegen müssen, ohne den vereinbarten Treffpunkt gefunden zu haben. Erst am Freitag fand dann die Übergabe statt. Alle Militäroperationen und der Luftverkehr in der Region Catatumbo waren seit Donnerstag eingestellt worden, um die Operation nicht zu behindern.
Die Entführung war erst Anfang Februar bekanntgeworden, als die ELN-Guerilla die Familien der Geiseln anschrieb und Informationen über sie verlangte. Mitte Februar hatte die ELN bereits zwei Peruaner und drei Kolumbianer freigelassen, die sie einen Monat zuvor in der nördlichen Provinz Bolívar in einem Minenlager als Geiseln genommen hatte. Ein ebenfalls dort von der ELN entführter Kanadier ist weiterhin in Gefangenschaft.