Verkehr Baustellenplanung: NRW droht ein Verkehrs-Kollaps
Zahlreiche neue Bauprojekte werden die Autofahrer auf eine sehr harte Geduldsprobe stellen.
Köln. „Nordrhein-Westfalen ist das Stauland Nummer Eins in Deutschland.“ Das sagte am Donnerstag Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin von Straßen.NRW, bei der Vorstellung der Baustellenplanung für die kommenden zwei Jahre. Und auch, dass es nun noch schlimmer für die Autofahrer kommen wird: „Wir werden massiv mehr Baustellen haben, die wir kaum noch koordinieren können.“ Das heißt nichts anderes, als dass mit erheblichen Verkehrsbehinderungen gerechnet werden muss.
Grund sind vor allem marode Autobahnbrücken. Zum Beispiel wird das Großprojekt A 1-Rheinbrücke in Leverkusen ab 2017 realisiert. Um den Verkehr entsprechend umleiten zu können, um Staus zu vermindern, werden viele Autobahnabschnitte in der Region saniert. „Wenn wir grundhaft sanieren, dann entfernen wir die komplette Fahrbahndecke und befassen uns mit den Themen Wasserablauf, Lärmschutz und Schutzanlagen wie etwa Leitplanken“, erklärte Joachim van Bebber, Straßen.NRW-Niederlassungsleiter Krefeld, den Aufwand der Maßnahmen. Allein für den Wasserablauf muss nicht selten ein Regenrückhaltebecken gebaut werden, wie derzeit zum Beispiel im Kreuz Düsseldorf-Süd neben der A 46.
Für den Belag der Fahrbahnen wird oftmals offenporiger Asphalt („Flüsterasphalt“) verwendet. Der hat laut Bebber Vorteile im Bereich des Schallschutzes und des Wasserablaufs — hält aber nur etwa acht Jahre. Herkömmlicher Asphalt muss erst nach zwölf bis 15 Jahren ersetzt werden.
Die Baustellen von Straßen.NRW sind in der Tat zahlreich (siehe Grafik). „Die Arbeiten an der sicherheitstechnischen Ausstattung des A 44-Flughafentunnels und des A 44-Tunnels Reichswaldallee werden voraussichtlich erst 2018 abgeschlossen sein“, sagte Bernd A. Löchter, Sprecher von Straßen.NRW. Auf der A 3 zwischen Mettmann und Hilden soll die Sanierung Ende dieses Jahres beendet sein — allerdings folgt 2017 eine große Baustelle auf der A 3 zwischen Hilden und Düsseldorf. Im Autobahnkreuz Hilden, wo eine Brücke die A 3 über die A 46 führt, muss diese für den geplanten achtspurigen Ausbau ersetzt werden. „Das geschieht in mehreren Schritten“, erklärte Joachim van Bebber. Zunächst werde die Brücke „abgelastet“, das heißt, schwere Lkw dürfen sie nicht mehr befahren, dann wird eine Ersatzbrücke angefertigt und schließlich eine komplett neue Großbrücke errichtet. Ein riesiger Aufwand also, der samt Planung mehrere Jahre dauert.
Straßen.NRW hat ein weiteres Problem — es fehlen Ingenieure. „Wir haben im vergangenen Jahr 100 eingestellt, wir möchten in diesem Jahr weitere 100 einstellen, aber das ist nicht so einfach“, räumte Sauerwein-Braksiek ein. Andere bezahlten besser, also müsse man besonders attraktive Arbeitsplätze bieten, etwa mit der Möglichkeit, von Zuhause aus zu arbeiten. Zudem arbeitet Straßen.NRW mit Unis zusammen, im Angebot ist eine duale Ausbildung für Ingenieure. Dennoch müssen immer wieder Fremdunternehmen beauftragt werden.
Dass auf die Autofahrer in den kommenden Jahren eine besondere Belastung zukommen wird, ist den Verantwortlichen klar. Um den Autofahrern „größtmögliche Transparenz“ über die Baumaßnahmen zu bieten, veröffentlicht Straßen.NRW frühzeitig alle Standorte der Baustellen im Internet.