Bertelsmann-Umfrage: NRW rückt enger zusammen

Das Miteinander ist gewachsen. Im Bundesvergleich liegt das Land mittlerweile auf Platz drei.

Unsere Zeitung hat die Menschen in Nordrhein-Westfalen gefragt, wie sie das Ergebnis der Bertelsmann-Studie bewerten. Sind die Menschen im bevölkerungsstärksten Bundesland wirklich solidarischer, toleranter und weltoffener geworden? Matthias Öing (43) aus Düsseldorf antwortete: „Ich würde absolut bejahen, dass der Zusammenhalt gewachsen ist — zumindest in meinem persönlichen Umfeld. Ob er insgesamt gesehen gestiegen ist, ist für mich schwer zu beurteilen.“

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Die Nordrhein-Westfalen sind in den letzten 25 Jahren hilfsbereiter, solidarischer und auch toleranter geworden, heißt es in einer Studie der Bertelsmann Stiftung.

„Der Zusammenhalt ist auf jeden Fall da, ob das beruflich oder privat ist, man kann sich auf die Menschen verlassen. Nordrhein-Westfalen ist auf jeden Fall ein tolerantes Land.“, Marina Gobelet (52), Oberhausen

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Insgesamt sei in NRW wie auch bundesweit der gesellschaftliche Zusammenhalt gewachsen.Allerdings sinke auch zwischen Rhein und Weser die Akzeptanz für Zuwanderer, die hier ihren traditionellen Lebensstil pflegen, schreiben die Autoren der privaten Jacobs University Bremen in der Vergleichsstudie der Länder.

„Es kommt darauf an, in welcher Stadt man lebt. Ich habe mal in Köln gewohnt — da kann jeder sein, wie er ist ist. In anderen Städten ist das nicht immer so.“, Julia Wessel (22), Wuppertal

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Eine Gesellschaft, die zusammenhalte, sei gekennzeichnet durch „belastbare soziale Beziehungen, eine positive emotionale Verbundenheit ihrer Mitglieder mit dem Gemeinwesen und eine ausgeprägte Gemeinwohlorientierung“, definiert die Studie unter dem Titel „Radar gesellschaftlicher Zusammenhalt“. Entsprechend wurden diese drei Aspekte mit zahlreichen Unterpunkten wie Vertrauen in die Mitmenschen oder Gerechtigkeitsempfinden untersucht.

„Ich finde offengestanden nicht, dass die Toleranz und der Zusammenhalt gestiegen sind. Ein großes Problem ist das Einwanderungsthema. Viele Leute haben Angst vor Kriminalität. Da muss sich noch etwas tun.“, Martin Peters (64), Erkelenz

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Bei Solidarität und Hilfsbereitschaft habe NRW stark aufgeholt und stehe bundesweit an dritter Stelle. Das zeige sich auch im starken ehrenamtlichen Engagement der Bürger, das noch vor zehn Jahren weit unter dem Bundesdurchschnitt gelegen habe. Ebenso sei die soziale Vernetzung gewachsen. Vor dem Jahr 2000 habe nur jeder Zweite gesagt, er könne enge Bezugspersonen außerhalb der Familie um Hilfe bitten. Heute seien es 75 Prozent.

„Ja, ich würde schon sagen, dass die Toleranz gestiegen ist. Da ist in den letzten zehn Jahren eine Menge passiert, wie man gerade erst am Wochenende beim Eurovision Song Contest gesehen hat. “, Reinhard Pauluhn (60), Mönchengladbach

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Die Menschen in NRW sind nach Ansicht der Sozialforscher im Laufe der Jahre offener für gesellschaftliche Vielfalt geworden. So zeigten sie sich heute toleranter gegenüber Homosexualität als Anfang der 1990er Jahre — allerdings nicht so tolerant wie im Schnitt. Auch die Akzeptanz gegenüber Zuwanderern habe sich erhöht. „Aktuell sind deutlich weniger Menschen als zu Beginn der 1990er Jahre der Meinung, Ausländern sollte eine politische Betätigung untersagt werden“, schreiben die Forscher.

„Für Menschen mit Migrationshintergrund ist die Integration in die Gesellschaft schwierig. Doch trotz mancher Konflikte wird der Zusammenhalt immer besser, auch weil sich an vielen Schulen Lehrer dafür einsetzen.“, Ayla Agic (18), Düsseldorf

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Entsprechend dem Bundestrend seien aber auch in NRW die Vorbehalte gegenüber Zuwanderern gewachsen, die hier die Traditionen ihrer Heimat pflegten. Der Zusammenhalt in Deutschland ist seit 1990 spürbar gewachsen, so das Fazit. Vorne liege Hamburg, der Osten ist das Schlusslicht.