Das Prinzip Hoffnung: NRW-SPD setzt auf Kraft

Hannelore Kraft, die Chefin der Landespartei, ist seit einem Jahr im Amt. Sie macht trotzig auf Zuversicht.

<strong>Düsseldorf. "Ich bin zweifellos die Hoffnungsträgerin der SPD." Hannelore Kraft ist erst seit einem Jahr Landesvorsitzende der nordrhein-westfälischen Sozialdemokraten, ist seit vier Jahrzehnten die erste Oppositionsführerin, die ihre Partei stellt, und stellt trotz mauer Umfragewerte Mut und Zuversicht zur Schau. Was auch sonst. Im Kernland der SPD regiert Jürgen Rüttgers. Der ist von der CDU und kommt auf ordentliche Umfragewerte. Die Genossen sortieren sich völlig neu. Da ist Hannelore Kraft tatsächlich so etwas wie die letzte Hoffnung der Partei.

Für 60 Minuten rüttelte sie die Landespartei wach

Sie hat vor einem Jahr mit einer glänzenden Rede in der Bochumer Jahrhunderthalle die Partei wachgerüttelt: Für rund 60 Minuten zwar nur, aber es war so etwas wie ein Versprechen. Denn die Delegierten merkten: Hier ist nach den nüchternen Technokraten Wolfgang Clement und Peer Steinbrück endlich jemand, der es ernst meint, der bereit ist, Werte wie Gerechtigkeit und Solidarität tatsächlich zu vertreten. 362 Tage später ist Hannelore Kraft fünf Kilo leichter - "Folge einer Virus-Erkrankung", sagt sie - und um viele Erfahrungen reicher. "Ich habe jeden Unterbezirk besucht, manche auch mehrfach. Ich kann nur sagen: Die Stimmung ist gut", sagt sie. Neugierde, Angriffslust und Selbstbewusstsein - das ist laut Kraft die Mischung, die ihr aus Parteiversammlungen entgegenschlägt.

Die nackten Zahlen sprechen vorläufig noch eine andere Sprache. Die Landespartei hat gerade noch 146 000 Mitglieder, verliert übers Jahr sechs Prozent. In den Umfragen rangiert die NRW-SPD zwischen 32 und 34 Prozent, weit hinter der Rüttgers-CDU.

Stilfrage: Kraft nennt auf ihrer Homepage ihr Einkommen (rund 13 000 Euro netto im Monat) und ärgert sich über Rüttgers. Der Ministerpräsident schaut sie während der Landtagsdebatten konsequent nicht an.