Der Sonderweg der Stadt Neuss

Auch dort betreibt „European Homecare“ ein Flüchtlingsheim des Landes — die Resonanz ist positiv.

Das ehemalige Krankenhaus St. Alexius in Neuss. (Archivfoto)

Foto: Georg Salzburg

Neuss. 400 Asylbewerber sind in der Neusser Landesunterkunft für Asylbewerber untergebracht — doppelt so viele wie ursprünglich vorgesehen. Dennoch gilt die Neusser Unterkunft im ehemaligen Krankenhaus St. Alexius bislang als Positivbeispiel. „Wir haben mit dem Personal von European Homecare bislang nur gute Erfahrungen gemacht“, sagt Stefan Hahn, Beigeordneter und Sozialdezernent der Stadt Neuss.

Der Kommune am Rhein kommt eine besondere Bedeutung zu, weil sie im Jahr 2012 selbst auf die Landesregierung zuging und anbot, das ehemalige Krankenhaus als Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge zu nutzen. Allerdings stellte die Stadt dafür eine Forderung: Im Gegenzug wollte die Kommune selbst weniger Asylbewerber aufnehmen müssen — die Landesplätze sollten angerechnet werden.

Da das Land große Not hatte, überhaupt neue Unterkünfte zu finden, sagte es zu und goss diese Anrechnungspraxis inzwischen sogar in ein Gesetz. Mit Erfolg: In Mönchengladbach und Essen werden in den nächsten sechs Monaten weitere große Erstaufnahmestellen des Landes nach diesem Prinzip eröffnet.

„Für uns war diese Regelung ein Glücksfall, weil es äußerst schwierig für die Kommunen ist, geeignete Immobilien zu finden“, sagt Stefan Hahn aus Neuss. So hätten viele ihre leerstehenden Gebäude oder Bauland veräußert, um die Stadtkasse zu sanieren.

Der Bevölkerung sei eine Landeseinrichtung zudem deutlich besser schmackhaft zu machen als ein kommunales Flüchtlingsheim. Die Begründung: „In den kommunalen Einrichtungen leben die Bewohner zum Teil jahrelang. Da können sich soziale Spannungen aufbauen.“ Allerdings betont Hahn, dass es in Neuss stets ein positives Klima in der Bevölkerung gegeben habe. Was nicht zuletzt daran liege, dass die Stadt ihre derzeit 188 Asylbewerber zum Teil in ganz normalen Wohnungen unterbringt.