Sicherheit Die Landespolizei testet jetzt Body-Cams im Einsatz

In Düsseldorf, Wuppertal, Duisburg, Köln und dem Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es ab Mai insgesamt 200 Kameras.

Innenminister Ralf Jäger (linkes Bild) befestigt eine der 200 Testkameras für NRW an der Uniform einer Polizistin. Die Body-Cam in NRW verfügt über ein Display, auf dem sich das Gegenüber selbst sieht.

Foto: dpa

Düsseldorf. Mit insgesamt 200 Körperkameras sind NRW-Landespolizisten ab Mai unterwegs. Die so genannten Body-Cams wurden schon in Hessen und Rheinland-Pfalz getestet, die Bundespolizei ist ebenfalls mit ihnen unterwegs — dennoch startet NRW-Innenminister Ralf Jäger einen eigenen Probelauf mit je 40 Kameras in Düsseldorf, Wuppertal, Duisburg, Köln und im Kreis Siegen-Wittgenstein.

„Ziel der Body-Cams ist es, die Zahl der Angriffe auf Polizisten zu senken“, sagte Jäger am Montag beim offiziellen Start des Testbetriebs in Düsseldorf. „Wir erhoffen uns, dass Pöbler und Schläger abgeschreckt werden.“ Deshalb hat man sich bei der Landespolizei für ein anderes Kameramodell entschieden als die kleine Schulterkamera, mit der die Bundespolizei Anfang vergangenen Jahres am Düsseldorfer Hauptbahnhof startete: Die Body-Cam wird an der Brusttasche getragen und hat ein kleines Display. Man wolle dem Angreifer „einen Spiegel vorhalten“, so Jäger.

Aber auch darüber hinaus betritt NRW Neuland. Das Polizeigesetz wurde eigens geändert, damit die Beamten auch im häuslichen Umfeld aufnehmen dürfen — Bilder wie Ton. „Gerade alltägliche Einsätze im Wachdienst, zum Beispiel wegen Ruhestörung oder häuslicher Gewalt, eskalieren immer öfter“, erläutert der Minister. Und: Der Testlauf wird wissenschaftlich von der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Gelsenkirchen begleitet und evaluiert. Er dauere, kündigt Jäger an, bis belastbare Ergebnisse vorlägen, ob die Körperkamera in Sachen Gefahrenabwehr wirklich etwas bringt. „Es ist neues Terrain für die Wissenschaft und wir sind gespannt auf die Ergebnisse“, sagt Marco Bartjes, Projektleiter beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) in Duisburg.

Gefilmt wird im Einsatz nicht unentwegt, sondern nur, wenn der jeweilige Polizist — alle 400 teilnehmenden Beamte wurden speziell geschult — entscheidet, dass Gefahr droht. Dann muss er auch ankündigen, dass er die Kamera einschaltet. Sie ist nicht mit der Wache verbunden, Aufnahmen werden erst dort auf einen Computer überspielt und zwei Wochen zur Beweissicherung gespeichert. 1000 Euro kostet jedes der 150-Gramm-Geräte mit Zwei-Zoll-Display und schwenkbarem Kamerakopf. Für den gesamten Modellversuch plant das LZPD 600 000 Euro ein — inklusive der Hochschul-Studie.

Die Gewerkschaft der Polizei begrüßt, dass NRW sich „nach langem Ringen“ zu den Body-Cams entschlossen hat. Laut dem Landesvorsitzenden Arnold Plickert gibt es aber bereits ausreichend Erkenntnisse über den Nutzen aus anderen Bundesländern: „Wir brauchen jetzt nicht noch einen Probelauf in NRW, um das zu bestätigen.“ Dieser verzögere lediglich die flächendeckende Einführung. Genau diese sei aber angesichts der zunehmenden Attacken auf Polizisten notwendig, sagt Plickert, und hätte lediglich durch einen Test zum Einsatz in geschlossenen Räumen ergänzt werden müssen.

Die Bundespolizei in Düsseldorf bewertet ihren Versuch mit den Body-Cams noch. Über einen etwaigen Rückgang der Attacken auf Polizeibeamte kann sie derzeit noch nichts sagen, berichtete Darjana Burmann, Sprecherin der Inspektion am Düsseldorfer Hauptbahnhof.