Landtagswahl NRW Diese AfD-Politiker wollen in den NRW-Landtag

Gut einen Monat vor der NRW-Wahl fragen sich viele, wer wohl für die AfD in den Landtag einziehen könnte. Unter den aussichtsreichsten Kandidaten sind auch skurrile Vertreter. Und fast nur Männer.

Marcus Pretzell, der AfD-Landesvorsitzende NRW

Foto: Bernd Thissen

Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische AfD als größter Landesverband der Partei macht vor allem wegen interner Streitigkeiten von sich reden. Der Zustand der AfD in NRW sei desolat, sagt auch Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler. Trotzdem: Jüngste Umfragen sehen die AfD bei bis zu 10 Prozent. Wer sind die Kandidaten, die nach dem 14. Mai gute Aussichten auf einen Platz im Düsseldorfer Landtag haben? Hier ein Überblick über die weitgehend Unbekannten, die möglicherweise schon bald eine Fraktion bilden werden.

Der Landesvorsitzende Marcus Pretzell, Ehemann von AfD-Bundeschefin Frauke Petry, ist die einzige prominente Figur. Der Bochumer agiert aus einer schwachen Position heraus, schaffte es nur mit Ach und Krach, zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gekürt zu werden. Dass sein Widersacher, Co-Parteichef Martin Renner, dann noch auf Platz 1 der Landesliste für die Bundestagswahl gewählt wurde, sei ein Affront gegen Pretzell, sagt Wissenschaftler Häusler. Sollte die NRW-AfD, die rund 4500 Mitglieder zählt, in den Landtag einziehen, würde Pretzell aller Voraussicht nach Fraktionschef werden.

Markus Wagner aus dem Kreis Minden-Lübbecke, auf Platz 4 der Landesliste, war bis Ende 2006 Bundeschef der rechtspopulistischen Schill-Partei, insgesamt drei Jahre lang. Die umstrittene Protestpartei war 2000 vom Hamburger „Richter Gnadenlos“ Ronald Schill gegründet worden, löste sich 2007 aber wieder auf. Vor Wagner steht AfD-Landesschatzmeister Frank Neppe auf Platz 3, ebenfalls Ex-Schillianer. Er ist im Stadtrat Iserlohn aktiv.

Der Düsseldorfer Comic-Händler Nic Vogel, Platz 9, stellte sich den Delegierten Ende 2016 als Mitglied im Gründungsausschuss und Orga-Team des „Alternativen Wissenskongresses“ (AWK) vor. Nach Angaben von „blick nach rechts“ - einem SPD-nahen Infoportal - sind AWK-Veranstaltungen für AfD-Rechtsaußenvertreter und für „Verschwörungstheoretiker jedweder Couleur“ feste Events. Vogel schreibt über sich: „Studium der Menschheitsgeschichte. Seit 2010 intensive Recherchen zu Weltfinanzen, Realpolitik und schleichenden Demokratieverlust“.

Sven Tritschler, Platz 13, ist Bundeschef der Jungen Alternative, der AfD-Nachwuchsorganisation. Zunächst war der Kölner für den EU-Abgeordneten Pretzell im Europaparlament tätig, derzeit ist er Mitarbeiter in der ENF-Fraktion aus europäischen Rechtspopulisten und Rechtsextremen. Laut „Rheinischer Post“ nannte er den Islam eine verbrecherische Ideologie.

Christian Blex aus Warendorf nahe Münster gehört als einer der wenigen Kandidaten auf den vorderen Plätzen (14) nicht zum Pretzell-Lager, sondern wird unter anderem von Anhängern der „Patriotischen Plattform“ - einer Gruppe am äußersten rechten Rand der AfD - unterstützt. Die AfD sei die „letzte Chance für unser Vaterland und für Nordrhein-Westfalen“, zitiert ihn das Infoportal bnr. Forscher Häusler zufolge gehört Blex zu dem Kreis, der den Klimawandel öffentlich leugnet.

Thomas Röckemann, Platz 16, Rechtsanwalt aus Minden, wollte eigentlich Spitzenkandidat werden, unterlag aber mit 44 zu 54 Prozent gegen Pretzell. In einem Interview kritisierte Röckemann, die Arbeit des Landesvorstandes sei lautlos und unauffällig. Dass er und Pretzell demnächst in Plenumsdebatten mit einer Stimme sprechen werden, ist ebenfalls schwer vorstellbar.

Auch der pensionierte evangelische Pfarrer Axel Bähren könnte sich mit Platz 20 noch Hoffnung machen, in einer künftigen AfD-Landtagsfraktion dabei zu sein. Laut „Kölner Stadt-Anzeiger“ fuhr der Mann aus Viersen Attacken gegen die flüchtlingsfreundliche Kirche - und wurde daher von der wenig begeisterten Kirchenleitung einbestellt.

Guido Reil hat es als abtrünniger Ex-Sozialdemokrat und Trommler in eigener Sache zu einiger Bekanntheit gebracht. Der Bergmann steht allerdings nur auf Listenplatz 26. Er tritt in Essen auch als Direktkandidat an, gegen den prominenten NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD). Bei einer Kundgebung über Flüchtlinge sagte er laut bnr: „Die kriegen alles in den Arsch geblasen.“

Frauen? Bis Platz 20 gibt es nur drei weibliche Kandidaten.