Einbrüche in NRW: Opposition nennt Aufklärungsquote "Armutszeugnis"
Düsseldorf (dpa). Die Polizei bekommt die Einbrecherbanden in Nordrhein-Westfalen nicht in den Griff. Die Zahl der Wohnungseinbrüche nahm in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um rund zwölf Prozent zu, die Aufklärungsquote sank von 12,1 auf 11,3 Prozent.
Der Polizei wurden landesweit 29 334 Einbrüche gemeldet, 3118 mehr als im ersten Halbjahr 2011. Das geht aus der Antwort von Innenminister Ralf Jäger (SPD) auf eine Kleine Anfrage der CDU hervor.
Der Anstieg sei ein bundesweiter Trend, teilte Jäger am Freitag mit. Die zunehmenden Einbrüche, vor allem in Großstädten und in der Nähe von Autobahnen, seien auch eine Folge der EU-Erweiterung um Bulgarien und Rumänien. Die NRW-Polizei gehe deshalb gezielt gegen südosteuropäische Banden vor. „Wir nehmen die Zunahme von Wohnungseinbrüchen sehr ernst und handeln“, versicherte der Innenminister.
Die Opposition sieht das anders. Die geringe Aufklärungsquote sei ein „Armutszeugnis und eine Bankrotterklärung“, sagte CDU-Fraktions-Vize Peter Biesenbach am Freitag. Jägers Programm „Riegel vor!“ sei ein reiner Appell des Ministers an Mieter und Hauseigentümer, sich selbst zu schützen. „Das kann nicht die Arbeit der Polizei ersetzen“, sagte Biesenbach. Es komme einer Kapitulation gleich.
Das landesweite Aktionsprogramm „Riegel vor! Sicher ist sicherer“, zeige erste Erfolge, betonte dagegen Jäger. In 40 Prozent der Fälle seien die Einbrecher zuletzt an gut gesicherten Häusern oder Wohnungen gescheitert. Das Landeskriminalamt habe gemeinsam mit Fachleuten aus Polizeibehörden Empfehlungen für örtliche Konzepte gegen Wohnungseinbrüche entwickelt. Eine Datenbank soll helfen, Einbruchsserien aufzuklären.
Bei der Einbruchkriminalität handele es sich in vielen Fällen um Organisierte Kriminalität, die entsprechend bekämpft werden müsse, sagte CDU-Fraktions-Vize Biesenbach. Derzeit werde die Einbruchkriminalität eher verwaltet. Außer einer Tatortbesichtigung durch die Polizei finde nicht viel mehr statt. Auf einen Sachbearbeiter kämen 120 Einbrüche pro Jahr. Die Kriminalpolizei müsse mit dem gleichen Personalbestand wie vor 20 Jahren 200 000 Fälle mehr bearbeiten als vor 20 Jahren.
Die Polizei müsse Auktionshäuser auch im Internet stärker auf Hehlerware kontrollieren. Außerdem gelte es, bekannte Personen zu observieren und telefonisch zu überwachen.