Eine Chance für die Ermittler

Passau, die italienisch anmutende Stadt an Donau, Inn und Ilz, ist kein braunes Nest. Im Rat sind Rechtsextreme nicht vertreten. Die einst von den Nationalsozialisten errichtete und "Blut, Boden und Gott" geweihte Nibelungenhalle ist abgerissen.

Die örtliche Gastronomie ist sich einig, NPD und DVU keinen Raum zu geben für ihre Zusammenkünfte.

Aber trotz aller Gegenwehr der Stadt und ihrer Polizei kommen sie immer wieder, die gewaltbereiten Neonazis. Am Wochenende war einer von ihnen wohl sogar bereit zum politischen Mord.

Wer die Szene, die sich national nennt und gern das Wort Kameradschaft im Mund führt, immer noch für eine Schar harmloser Verwirrter gehalten hat, ist nun eines Besseren belehrt. Mit der Entschlossenheit der Behörden gegen die Nazi-Nachahmer wächst deren Aggressivität.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sieht denn auch im heimtückischen Anschlag auf den Polizeidirektor von Passau eine "neue Dimension" der hassgetriebenen Bedrohung.

Nicht so neu ist, dass sich die nationalistischen Randalierer in der Regel aus überschaubar kleinen Gruppen zusammenrotten. Auf Biegen und Brechen kehren sie an Orte zurück, die sie einmal zum Aufmarschplatz bestimmt haben. Im Fall Passau ist das benachbarte Fürstenzell zur neuen Startrampe geworden.

Das alles wissen die Ermittler, und darin liegt auch ihre Chance: dass sie die einschlägig Verdächtigen kennen. Die Chancen stehen gut, dass Polizeibeamte aus Passau und dem benachbarten Österreich den Messerstecher dingfest machen werden, der ihren Kollegen um ein Haar getötet hätte.

wolfgang.radau@wz-plus.de