Das hat sich in den drei Jahren seit seinem Amtsantritt auch in der Presse geändert, aus Zweifel wurde auch Respekt vor dem Machtgeschick. Gänzlich mit den alten Bildern will nun eine Biografie aufräumen, die der Bonner Politologe Volker Kronenberg gestern vorlegte. Er ist sich sicher: "Rüttgers hat noch eine Menge vor, womöglich auch in Berlin."

Kronenberg zeichnet das Bild eines intelligenten Sprosses einer rheinischen Familie: Der Vater Elektromeister, die Mutter Hausfrau, der Sohn begabt und die Hoffnung der ganzen Familie. Die erfüllt Jürgen Rüttgers, macht Abitur studiert Jura und wendet sich vor allem der Politik zu.

Sein Lebensmittelpunkt bleibt aber die Heimat, bleibt Brauweiler: "Der Blick auf die Abtei, nie weiter als zehn Kilometer entfernt vom Geburtshaus - Brauweiler bleibt der Fixpunkt in seinem Leben", sagte gestern der Theatermacher Jürgen Flimm, der auf Einladung des Olzog-Verlages das Buch vorstellte. Die christliche Erziehung, das Pfadfindertum - das alles seien die prägenden Einflüsse für Rüttgers gewesen, hat Flimm aus dem Buch herausgelesen.

"Viel Fleiß und Fakten über Fakten" attestierte Flimm dem Autor Kronenberg, monierte gleichzeitig, dahinter bleibe die eigentliche Figur ein wenig verborgen. In der Tat wird beispielsweise die besonderer Beziehung von Rüttgers zu Helmut Kohl zwar detailreiche beschrieben, aber nicht ausreichend erklärt. Dabei sind die Kohl-Jahre für Rüttgers nach eigener Auskunft die prägenden gewesen. Dort hat er alles über Machtgewinn und Machterhalt gelernt.

Kronenberg ist dem Objekt seiner Beschreibung nach eigenen Worten mit Sympathie gegenüber getreten. Kritisch moniert er die Leistungsbilanz des ehemaligen Bundeszukunftsministers und den Ausrutscher im Wahlkampf ("Kinder statt Inder"). Unter dem Strich bleibt aber das Positive. Rüttgers habe auch das Zeug zum Bundeskanzler, hat Kronenberg bereits mehrfach gesagt.

Volker Kronenberg: Jürgen Rüttgers. Eine politische Biografie.
304 Seiten. Olzog-Verlag, 24,90 Euro.