Empörung: Kardinal Meisner provoziert mit Nazi-Vergleich

Der umstrittene Kölner Erzbischof nennt jede Kunst ohne Gottesbezug „entartete Kultur“.

Köln. Empörung und Entsetzen hat am Freitag die Aussage des Kölner Kardinals Joachim Meisner ausgelöst, jede nicht-religiöse Kultur sei "entartet". NRW-Staatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff (CDU) wies die Erklärung des Kardinals auf das Schärfste zurück: "Dass Kardinal Meisner sich zu einem solchen Sprachgebrauch hinreißen lässt, ist erschreckend und zeigt, dass er keinerlei Zugang zu Kunst und Kultur hat", so Grosse-Brockhoff gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

"Dort, wo die Kultur von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus und die Kultur entartet", hatte der Kardinal zuvor anlässlich der Einweihung des Kölner Diözesanmuseums laut einem vorab verbreiteten Manuskript beim Festgottesdienst im Dom erklärt.

Das Wort "entartete Kunst" stehe für eines der schlimmsten Kapitel der deutschen Geschichte und einen katastrophalen Umgang mit Kunst und Kultur, kritisierte Grosse-Brockhoff weiter. Zuvor schon hatte der Kölner Kardinal mit seinen abwertenden Äußerungen zum neuen Fenster des Künstlers Gerhard Richter im Kölner Dom bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Bereits damit habe der Kardinal "bewiesen, dass es wenig Sinn macht, mit ihm über Kunst zu diskutieren", so Grosse-Brockhoff. Und: "Das sage ich nicht nur als Kulturstaatssekretär, sondern auch als Katholik."

Das ab heute eröffnete, von dem Schweizer Architekten Peter Zumthor erbaute neue Diözesanmuseum ist erbaut auf den Ruinen der im Krieg zerstörten gotischen Kirche St. Kolumba direkt in der Kölner Innenstadt. Zumthor gelang das Kunststück, die Reste der alten Architektur in die neue glücklich zu integrieren.