Kitas: „Die Eltern sind genervt“

Die NRW-FDP will das Kibiz ändern. Bei Kritikern in Krefeld keimt nun neue Hoffnung.

Krefeld. Eigentlich ist es ein ganz normaler Morgen in der katholischen Kindertagesstätte Maria Waldrast in Krefeld. Kinder tummeln sich auf den Fluren, Eltern unterhalten sich, Kita-Hund Balou wuselt zwischen den vielen kurzen und längeren Beinen herum. So ganz normal ist dieser Morgen dann aber doch nicht. Denn es keimt Hoffnung bei Eltern und Erzieherinnen auf, seitdem Bewegung in die Debatte um das umstrittene Kinderbildungsgesetz (Kibiz) der schwarz-gelben Landesregierung gekommen ist. Ein Gesetz, das auch in Maria Waldrast auf massiven Widerstand stößt.

Kita-Leiterin Monika Münks steht in ihrem Büro am Radio und hört die Nachrichten. "Es soll vielleicht doch bei der bisherigen Finanzierung nach Gruppenpauschalen bleiben", wiederholt sie die Meldung, die sie eben gehört hat. Der Druck aus der Bevölkerung zeigt offenbar Wirkung - die nordrhein-westfälische FDP hat Änderungen am Kibiz angekündigt. Münks wirkt zufrieden. Es sei dringend notwendig, dass sich etwas bewege, sagt sie. "So wie das Gesetz kommen soll, darf es nicht kommen", betont auch Thomas Jansen, Vorsitzender des Elternrats und Vater von zwei Söhnen.

Kibiz ist seit Monaten Thema in der Kita, in der 85 Kinder in vier Gruppen betreut werden. Es herrsche Unsicherheit bei allen Beteiligten, berichtet Münks. Und Jansen ergänzt: "Die Eltern sind nur noch genervt." Vergangene Woche beteiligte sich die Tagesstätte daher am landesweiten Aktionstag gegen den Gesetzentwurf.

Die Kritik entzündet sich vor allem am neuen Finanzierungssystem, das sich stärker an der Anzahl der Kinder pro Gruppe ausrichten soll. Münks spricht die geplante Kopfpauschale an und befürchtet, dass die Kita dadurch große finanzielle Einbußen haben werde. Dies führe unweigerlich zu Personalabbau, größeren Gruppen und höheren Beiträgen für die Eltern. Auch werde die Kita gezwungen, ein Jahr im Voraus den Betreuungsbedarf festzulegen. Kurzfristige Wünsche der Eltern könnten nicht mehr erfüllt werden. Zugleich habe das Personal eine berufliche Perspektive nur noch für jeweils zwölf Monate. "Können sie sich vorstellen, was das für unsere Mitarbeiter bedeutet?", fragt Münks.

Dass das aktuelle Kindergartengesetz geändert werden muss, daran gibt es in Maria Waldrast keinen Zweifel, wie Münks und Jansen betonen. Und auch das Ziel des Kibiz, die frühkindliche Bildung zu stärken, wird unterstützt. "Aber mit der geplanten Finanzierungsstruktur wird die Philosophie des Gesetzes konterkariert", sagt Jansen. Mehr Qualität sei eben nicht durch weniger Personal und größere Gruppen zu erreichen. Dabei hatte die Kita bislang alles unternommen, um einen Personalabbau zu verhindern. Seit 2004 fehlen jährlich 15 000 Euro vom Träger, dem Bistum Aachen, das sparen muss. Das Geld bringen nun die Eltern auf, weil eine Finanzierung durch die Kommune einen Abbau von Stellen bedeutet hätte, wie Münks erläutert.

Katholiken: "Die Ziele des Kibiz sindzu begrüßen, aber es sind noch viele Frage offen. Das beunruhigt mitRecht die Eltern, Erzieherinnen und die Träger", sagt Prälat Karl-HeinzVogt vom Katholischen Büro.

Protestanten: Oberkirchenrat Klaus Eberl begrüßt dieFDP-Forderung nach einer Gruppenpauschale, lehnt aber den Vorschlagnach einem höheren Trägeranteil der Kirchen ab. "Da fehlt derSachverstand", so Eberl.