Prozess Fall Niklas: Zeugen erkennen Verdächtigen aus Tatnacht nicht wieder

Bonn. Im Prozess um den Tod des verprügelten Schülers Niklas in Bonn haben Zeugen aus der Tatnacht den angeklagten Hauptverdächtigen nicht zweifelsfrei wiedererkennen können. Einer der Männer habe direkt zugeschlagen, obwohl er am Streit mit dem Opfer nicht beteiligt gewesen sei, erinnerten sich ein 42 und ein 26 Jahre alter Zeuge am Mittwoch vor dem Bonner Landgericht.

Dem mutmaßlichen Haupttäter wirft die Anklage Körperverletzung mit Todesfolge vor.

Foto: Rolf Vennenbernd

„Niklas ging wie ein Sandsack zu Boden“, sagte einer beiden. Dann habe der Täter nachgetreten. Allerdings waren sich die Zeugen nicht sicher, wie der Schläger ausgesehen habe.

Der 17-jährige Niklas war im Mai 2016 wenige Tage nach der Prügelattacke im Bonner Stadtteil Bad Godesberg gestorben. Die Tat löste weithin Trauer und Entsetzen aus. Dem mutmaßlichen Haupttäter wirft die Anklage Körperverletzung mit Todesfolge vor, weil ein rechtsmedizinisches Gutachten ergeben hatte, dass Niklas' Gefäße im Gehirn vorgeschädigt waren. Für kurzzeitige Verwirrung sorgte am Mittwoch die Zeugenaussage eines weiteren Studenten, der zunächst aussagte, er erkenne den Hauptangeklagten als Täter wieder.

„Der Schlag, der Tritt - das war er“, sagte der 20-jährige Student und wies mit dem Kopf zur Anklagebank. Auf einem Foto, das ihm bei der Polizei gezeigt worden sei, habe er den 21-jährigen mutmaßlichen Schläger zu „100 Prozent identifizieren können“. Im Laufe der weiteren Verhandlung räumte der Zeuge allerdings ein, sich „doch nur zu 60 Prozent sicher“ zu sein. Der Hauptangeklagte bestreitet die Vorwürfe vehement. Der Mitangeklagte, der später den Zeugen schlug, soll damals eine Begleiterin von Niklas geschlagen haben. dpa