Gemeinnützigkeit Finanzbeamte rücken Schützenvereinen zu Leibe - Minister pfeift zurück

Ein Brief vom Finanzamt trifft die Schützen in NRW bis ins Mark. Die Behörde kündigt an, Vereine künftig nicht mehr automatisch als gemeinnützig einzustufen, wenn sie keine Frauen aufnehmen. Doch der Protest zeigt schnelle Wirkung.

Das Finanzamt NRW hat die Schützen verunsichert: In einem Brief kündigte die Behörde an, Vereine künftig nicht mehr automatisch als gemeinnützig einzustufen, wenn sie keine Frauen aufnehmen. (Symbolfoto)

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Düsseldorf. Aufruhr bei den Schützen im Sauerland. Per Brief hatte das Finanzamt in Meschede gedroht, ihnen die Gemeinnützigkeit zu entziehen, weil sie keine Frauen aufnehmen. „Ich habe erst gedacht, dass mich jemand veräppelt, als ich den Brief aufgemacht habe“, sagt der Geschäftsführer des Sauerländer Schützenbundes (SSB), Wolfram Schmitz, am Mittwoch.

Doch bevor der Sturm der Empörung so richtig losbricht, kommt Entwarnung von höchster Stelle. Nordrhein-Westfalens Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) pfeift die Beamten zurück: An der steuersparenden Gemeinnützigkeit werde nicht gerüttelt. „Damit ist das Thema für mich vom Tisch“, stellt er aus Düsseldorf klar. Schätzungsweise mehr als 1500 Schützenvereine gibt es in NRW. Wohl jeder zweite wäre betroffen gewesen.

Die Aberkennung der Gemeinnützigkeit hätte für die Schützenvereine einschneidende Folgen gehabt. Nicht nur die Freistellung von der Körperschaftssteuer wäre verloren gegangen. Die Vereine hätten auch um Spenden fürchten müssen. Denn bisher können Spender die Quittung des Schützenvereins in ihrer Steuererklärung geltend machen.

Spenden seien für viele Vereine eine wichtige finanzielle Grundlage, sagt der Sprecher des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS), Rolf Nieborg. Der katholische Bund hatte sich vor zwei Jahren viel Kritik zugezogen, weil bei ihm Muslime nicht Schützenkönig werden durften. Mittlerweile will der Verband seinen Mitgliedsvereinen in dieser Frage freie Hand geben.

Das Finanzamt hatte Schützenvereine ins Visier genommen, die per Satzung Frauen als Mitglieder ausschließen. Eine „derart schädliche Ausgrenzung der Allgemeinheit“, erlaube es nicht, ihnen die Gemeinnützigkeit zuzugestehen, hatten die Beamten in ihren Schreiben argumentiert. Die Schützen reagierten empört. In vielen kleinen Orten und Dörfern seien die Vereine Mittelpunkt des Dorflebens und häufig ein Paradebeispiel für ehrenamtliches Engagement. „Die Politik lobt die Vereine immer als Stütze der Gesellschaft und nun so etwas“, ärgert sich Nieborg.

„Wir sind in einem ganz breiten Spektrum ehrenamtlich tätig“, sagt auch Schmitz. So helfe man bei der Betreuung von Flüchtlingen mit. Einige Schützenhallen seien für die Unterbringung genutzt worden. „Aber weit mehr Hallen stellen wir Sportvereinen und Turngruppen zur Verfügung, in deren Sporthallen derzeit Flüchtlinge leben.“

Bleibt das Nein vieler Vereine zu einer Mitgliedschaft von Frauen. Der Diskussion darüber wollen sich die Schützen nicht entziehen, sagt beispielsweise der Hauptmann der St. Maria-Magdalena-Schützenbruderschaft in Arnsberg, Meinolf Reuther. „Aber ich sehe dafür keinen Bedarf. Bei uns stehen die nicht vor der Tür und wollen Mitglied werden.“