Hilfe aus NRW für die Palästinenser
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft will die Situation der Bevölkerung verbessern. 25 Polizeiausbilder gehen ins Westjordanland.
Jericho/ Ramallah. Der Wind weht Staub aus dem trockenen Jordantal heran, der rote Teppich ist ausgerollt, 30 paramilitärisch ausgerüstete palästinensische Polizisten stehen Spalier für die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).
Sie ist in die neue Polizeikaserne gekommen, um gemeinsam mit der Autonomiebehörde Hilfe beim Aufbau einer Polizeitruppe zuzusagen. Der Inspekteur der NRW-Polizei, Dieter Wehe, unterzeichnet ein Abkommen mit Generalmajor Hazem Attalah.
Das Land wird 25 Ausbilder in das Westjordanland schicken. Sie sollen die jungen Männer — Frauen gibt es bei der Palästinenser-Polizei bislang nicht — vor allem in der Verkehrssicherheit schulen. „Wir stellen dafür einen Grundstock an Ausrüstung und unser Wissen“, sagt Wehe. Er betont, dass ein geregelter Straßenverkehr unerlässlich ist für eine Zivilgesellschaft.
Die Deutschen sind auch an anderer Stelle aktiv. Das Bundeskriminalamt hat in den vergangenen Jahren 500 Kriminalbeamte geschult. Nach Wehes Eindruck hat sich die Sicherheitslage im Westjordanland in den vergangenen Jahren spürbar gebessert. „Dazu hat vor einigen Jahren die erfolgreiche Entwaffnung der Zivilbevölkerung sehr viel beigetragen“, sagt Wehe.
„Unsere Hilfe ist ganz konkret und soll die Situation der Normalbevölkerung verbessern“, sagt Kraft dazu. Für das Spektakuläre sind andere zuständig. Italiener und Franzosen haben die Spezialkräfte ausgebildet, die in einer lärmigen Vorführung Autojagden und Nahkampf demonstrieren.
Die Szenerie ist ein wenig bizarr: Die jungen Männer springen, schlagen und schreien auf einem großen Asphaltplatz, der Gast aus Deutschland ist auf der Tribüne zwischen vielen wichtigen Männern mit großen Sonnenbrillen platziert. Kraft klatscht höflich, dann geht es weiter.
Die Delegation besucht eine palästinensische Brauerei, die von einem Christen betrieben wird. Das Taybeh-Bier ist bei den Entwicklungshelfern, aber auch bei den einheimischen Christen in der Westbank sehr beliebt. Die Familie Khoury hat sich ein stattliches Haus bauen können. Die Geschäfte liefen gut, Probleme mit den Nachbarn hätten sie nicht, erzählt David Khoury den Besuchern.
Schließlich ist da noch der Termin mit Ministerpräsident Salam Fayyad. Der hat gerade mal wieder eine Regierungskrise gemeistert und soll nun für seinen Präsidenten Mahmud Abbas bis zum September Neuwahlen organisieren. Das Treffen ist freundschaftlich, Fayyad erinnert an den Weltfrauentag und lobt das deutsche Engagement als beispielhaft.
Hannelore Kraft hört aus den Gesprächen eine große Erwartungshaltung heraus, vor allem an die Adresse der Europäischen Union. „Die Palästinenser sehen 2011 als das Jahr der Entscheidung im Friedensprozess an“, sagt sie am Abend.