IC reißt Oberleitung ab: Bundesweites Bahn-Chaos
Mehr als 200 Züge verspätet, tausende Fahrgäste betroffen. Auswirkungen noch im Ausland spürbar.
Duisburg. Ein voll besetzter Intercity-Fernzug von Frankfurt nach Sylt hat am Freitagmorgen in Duisburg eine bundesweite Störung des Bahnverkehrs ausgelöst.
Einen halben Kilometer vor dem Duisburger Hauptbahnhof hatte der Zug gegen 9.50 Uhr aus noch ungeklärter Ursache die Oberleitung auf etwa 100 Meter Länge heruntergerissen, erklärte Bahnsprecher Torsten Nehring in Düsseldorf. Die rund 400 Passagiere des IC 2310, viele davon mit Urlaubsgepäck, mussten auf offener Strecke aus dem Zug steigen und über Schotter und Gleise steigen. Verletzt wurde niemand.
Um die Sicherheit der von Bundespolizei und Bahn-Servicekräften begleiteten Evakuierung nicht zu gefährden, war die wichtige Nord-Süd-Route bis kurz nach 11 Uhr komplett gesperrt worden. Die Passagiere wurden mit Bussen und Taxen von der Unfallstelle zu Ersatzzügen gebracht. Für die Reparatur der Oberleitung, die bis 16.50 Uhr dauerte, blieb die Strecke zu großen Teilen gesperrt.
Der Fernverkehr nach Süden wurde über Wuppertal umgeleitet. Nahverkehrszüge stauten sich und wurden nach und nach durch den Bahnhof geschleust. Von der Störung war der gesamt Bahnverkehr bis in die Nachbarländer hinein betroffen. Die Auswirkungen seien bis Basel, Amsterdam, Hamburg und Berlin zu spüren gewesen. "Das merkt man überall", sagte Bahnsprecher Nehring.
Bis gegen 17 Uhr waren bereits mehr als 200 Zugverbindungen betroffen, deren Verspätungen sich auf insgesamt mehr als 60 Stunden addierten - "Tendenz weiter steigend", sagte Nehring. Erst für den Samstag rechnete er damit, dass "die Bahn wieder voll im Takt fährt".
Von dem Störfall waren nach Schätzungen des Bahnsprechers "mehrere tausend Fahrgäste" betroffen. Der liegengebliebene Intercity wurde am Nachmittag von einer Diesellok in ein Ausbesserungswerk nach Köln geschleppt. Dort hat das Eisenbahn-Bundesamt begonnen, die Ursache des Unfalls zu ermitteln.