20000 Kombilohn-Jobs in NRW
Arbeitsmarkt: Minister Laumann will Zahl der Ein-Euro-Jobs halbieren.
Düsseldorf. Sie sind die Sorgenkinder der Arbeitsmarktpolitik: Geringqualifizierte und damit schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose, die wegen ihrer Lebenssituation häufig weitere Probleme haben, verschuldet oder drogenabhängig sind. Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) setzt hier vor allem auf das Instrument des sogenannten Kombilohns: Bis 2010/2011 will er auf diesem Weg rund 20000 neue Jobs schaffen, damit Hartz-IV-Empfänger auch dauerhaft Fuß auf dem Arbeitsmarkt fassen können.
"Ich glaube, dass Menschen sich entwickeln, wenn sie einen Job bekommen", sagte Laumann gestern in Düsseldorf bei der Vorstellung des Projektes "JobPers-pektive" in Düsseldorf. Mit dem staatlich bezuschussten Kombilohn sollen Arbeitnehmer daher ermutigt werden, Langzeitarbeitslose einzustellen und ihnen auf diese Weise eine Chance zu geben, sich zu beweisen.
Das Modell sieht vor, dass der Staat bis zu 75 Prozent der Lohnkosten übernimmt. Profitieren können Langzeitarbeitslose ab dem 18.Lebensjahr, die mindestens ein weiteres Vermittlungshemmnis wie Sprachprobleme oder das Fehlen eines Schulabschlusses haben. Zwar ist der Zuschuss zunächst auf zwei Jahre begrenzt; seit einer Gesetzesänderung im Herbst 2007 kann aber anschließend auch unbefristet verlängert werden.
Das Programm soll zusätzliche Hilfs- und Servicejobs beispielsweise im Gartenbau, Handwerk, Speditionen oder der Sozialwirtschaft mobilisieren. Laumann geht davon aus, dass ein allein Lebender mit dem Kombilohn nicht mehr auf weitere Sozialleistungen angewiesen sein wird.
Laumann setzt seine Hoffnungen vor allem auf die Privatwirtschaft: Auch sie kann seit einem Ja aus der Europäischen Union von Anfang April Kombilohn-Jobs schaffen und muss nach Ansicht des Ministers auch das Gros der Stellen schaffen. Bisher waren diese Jobs auf die Wohlfahrtsverbände begrenzt. Für die Finanzierung der ersten 11000 stellt der Bund dem Land in diesem Jahr 85Millionen Euro zur Verfügung. Bundesweit sind es rund 580Millionen Euro.
Laumann appellierte zugleich an die Wohlfahrtsverbände, Ein-Euro- in Kombilohn-Jobs umzuwandeln. Gemeinsam mit der Chefin der Bundesagentur für Arbeit in NRW, Christiane Schönefeld, sprach er sich dafür aus, die Zahl der rund 55000 Ein-Euro-Jobs im Land zu halbieren. Sie hätten nur dann eine Berechtigung, wenn die Arbeitsverwaltung testen wolle, ob ein Langzeitarbeitsloser überhaupt dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehe. "Eine Arbeit, die nichts wert ist, hat keine Würde", betonte Laumann.
Auch Schönefeld sieht die auf ein halbes Jahr begrenzten Zuschüsse skeptisch. Sie verlängerten die Arbeitslosigkeit eher, als dass sie sie verkürzten.